Sex als Ersatz für Gott

Der weltberühmte Psychologe C.G.Jung im Lichte der Veden

| 12. Juni 2012 | 1 Kommentar

Das göttliche Paar Radha und Krishna, Sexualität und Liebe in ihrer ursprünglichen reinen Form

„Obwohl Sigmund Freud es für gewöhnlich nicht zugab, akzeptierte er dennoch die Sexualität als seinen Führer. Er sprach ständig über Sex. Wer die Führung Gottes angenommen hat, spricht nur über Gott und nichts anderes.“

Aus einem Gespräch zwischen Sri Srimad A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, dem Gründer-Acharya der ISKCON, und seinem Schüler Hayagriva Dasa (Dr. Howard Wheeler), einem amerikanischen Universitätsdozenten, über die Lehren des weltberühmten Psychoanalytikers Carl Gustaf Jung (1875-1961).

Hayagriva Dasa: Jung übte folgende Kritik an Sigmund Freud: „Sexualität bedeutete Freud offensichtlich mehr als anderen Leuten. Für ihn war sie etwas, was äußerst gewissenhaft beobachtet werden musste… Es war offensichtlich: Freud, der immer sehr viel Wert auf seine Irreligiosität gelegt hatte, hatte nun ein Dogma geschaffen. Oder, besser gesagt, an die Stelle eines besorgten Gottes, den er verloren hatte, hatte er eine andere zwingende Vorstellung gesetzt, nämlich die der Sexualität.“

Srila Prabhupada: Ja, das stimmt. Er hielt die Sexualität für Gott. Wir neigen von Natur aus dazu, uns führen zu lassen, Freud aber verwarf die Führung Gottes und ließ sich stattdessen von der Sexualität leiten. Wenn wir die Führung Krishnas annehmen, wird unser Leben vollkommen. Aber jede andere Art von Führung ist die Führung Mayas (Illusion). Es besteht kein Zweifel darüber, dass wir eine Führung annehmen müssen. Obwohl Freud es für gewöhnlich nicht zugab, akzeptierte er dennoch die Sexualität als seinen Führer. Er sprach ständig über Sex. Wer die Führung Gottes angenommen hat, spricht nur über Gott und nichts anderes. Jivera svarupa haya – krsnera nitya-dasa. Nach Caitanya Mahaprabhus Philosophie sind wir alle ewige Diener Gottes, doch sobald wir aufhören, Gott zu dienen, sind wir gezwungen, Maya zu dienen.

Hayagriva Dasa: Jung glaubte, der Geist bestünde aus dem Bewusstsein und aus dem Unbewusstsein, d. h. dem Unterbewusstsein. Die Aufgabe des Menschen sei es nun, beide miteinander ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn jemand z. B. einen starken Sexualtrieb hat, kann er ihn läutern, indem er ihn auf Kunst oder religiöse Aktivitäten lenkt.

His Divine Grace A.C.Bhaktivedanta Swami Prabhupada (1896-1977), der Gründer-Acharya der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein

Srila Prabhupada: Das ist unsere Lebensweise. Der Sexualtrieb ist für jeden in der materiellen Welt natürlich. Wenn wir an Krishna denken, wie Er Radharani umarmt oder mit den Gopis tanzt, wird unser Sexualtrieb allerdings geläutert und abgeschwächt. Wenn man über die Spiele Krishnas und der Gopis aus der richtigen Quelle hört, werden die lustvollen  Wünsche im Herzen abgestellt, und man wird in der Lage sein, im hingebungsvollen Dienst für Krishna Fortschritte zu machen.

Hayagriva Dasa: Das wäre ein Beispiel für das, was Jung Integration oder Individuation nennt, wobei die Energien des unterbewussten Sexualtriebs in bewusste, kreative Tätigkeiten kanalisiert würden, die auf Gottesverwirklichung gerichtet sind.

Srila Prabhupada: Wir müssen einfach verstehen, dass Krishna der einzige purusha ist, der einzige Genießer. Wenn wir Ihn in Seinem Genuss unterstützen, werden auch wir genießen. Wir werden beherrscht, und Er ist der Herrscher. Hierzu ein Beispiel aus der materiellen Welt: Wenn ein Ehemann seine Frau genießen will, muss die Frau ihm freiwillig bei diesem Genuss behilflich sein. Indem sie ihm hilft, wird auch sie zur Genießenden. In ähnlicher Weise ist Krishna also der höchste Herrscher, der höchste Genießer, und die Lebewesen sind die Beherrschten, die genossen werden. Wenn die Lebewesen damit einverstanden sind, Krishnas sexuelle Wünsche zu unterstützen, werden sie zu Genießenden.

Hayagriva Dasa: Was ist mit „Krishnas sexuelle Wünsche gemeint?“

Srila Prabhupada: Man könnte es auch „Sinnengenuss“ nennen. Krishna ist der höchste Besitzer der Sinne, und wenn wir Krishna in Seinem Sinnengenuss behilflich sind, nehmen wir natürlicherweise auch an diesem Genuss teil. Der süße Rasagulla (eine indische Süßigkeit, die aus Milch hergestellt wird) ist dazu bestimmt, genossen zu werden. Damit er schmeckt und in den Magen gelangen kann, steckt die Hand ihn in den Mund. Die Hand kann den Rasagulla nicht direkt genießen. Krishna ist der Einzige der direkt genießt; alle anderen genießen indirekt. Wenn Krishna zufrieden ist, werden auch alle anderen zufrieden sein. Wenn die Beherrschten dafür sorgen, dass der Herrscher zufriedengestellt ist, werden auch sie glücklich sein.

Hayagriva Dasa: Viele Psychologen behaupten, das Unterbewusstsein handle oft durch das Bewusstsein, und zwar so, dass sich die betreffende Person dieses Vorganges nicht bewusst sei.

Srila Prabhupada: Ja. Das Unterbewusstsein ist da, aber es ist nicht immer manifestiert. Manchmal manifestiert sich plötzlich ein Gedanke, genauso wie eine Blase plötzlich in einem Teich auftaucht. Man mag zwar nicht verstehen können, warum ein Gedanke auftaucht, aber man kann davon ausgehen, dass er in einem unterbewussten Zustand existierte und sich plötzlich manifestiert hat. Dieser unterbewusste, nun plötzlich manifestierte Gedanke, muss mit dem gegenwärtigen Bewusstsein nicht unbedingt in Verbindung stehen. Er ist wie ein gespeicherter Eindruck, ein Schatten oder eine Photografie. Der Geist macht viele Schnappschüsse, die gespeichert werden.

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Dieser Gesprächsmitschnitt stammt aus dem Jahre 1973. Lesen Sie auch: Das Ego des Universums – Srila Prabhupada über C.G. Jung und Psychoanalyse

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Category: Prabhupada, Sexualität

Kommentare (1)

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  1. Rohan sagt:

    Vielen Dank für das echt süße Bild von Krishna und Radha!

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