Bespitzelung, Privatsphäre und die Freiheit der Seele
Gour-Ni-Times über den Fall Edward Snowden
Wahrscheinlich wurde das Thema „Daten- und Telefonüberwachung“ noch nie so heftig diskutiert, wie seit Edward Snowdens inzwischen weltbekannten Hong-Kong-Interview. Der Staat USA und sein Nachrichtendienst NSA werfen dem 30jährigen Ex-Geheimdienstler Spionage und Landeshochverrat vor, während die normale Weltbevölkerung Snowden als mutigen Whistleblower und Freiheitskämpfer feiert.
„Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich sage, alles was ich mache, der Name jedes Gesprächspartners, jeder Ausdruck von Kreativität, Liebe oder Freundschaft aufgezeichnet wird.“
(Edward Snowden im Hong-Kong-Interview vom 6. Juni 2013)
Die amerikanische Regierung sieht das jedoch anders. Alle diese Aufzeichnungen seien notwendig, um Kriminalität und vor allem den immer weiter zunehmenden Terrorismus zu bekämpfen. Doch der einfache Mann wird zunehmend skeptisch. Geht es hier wirklich nur um Terrorismus oder will der Staat einfach nur die totale Kontrolle über sein Fußvolk haben? Gründe gäbe es genügende, denn die normale Weltbevölkerung wird von Griechenland bis Spanien zunehmend in die Ecke gedrängt. Obwohl genügend Nahrungsmittel, Wohnungen und Konsumgüter vorhanden sind, verliert der normale Bürger Stück für Stück seine Rechte und seinen Besitz. Auch in den reichen Industrieländern sind inzwischen viele Menschen obdachlos geworden, bekommen keine ausreichende medizinische Versorgung und müssen ihre tägliche Mahlzeit bei der Heilsarmee oder bei den Hare Krishnas verzehren. Dass sich die Bevölkerung dies auf Dauer nicht gefallen lassen wird, ist leicht vorherzusagen, zumal die ersten handfesten Proteste bereits stattgefunden haben. Ob in New York, Frankfurt, London, Athen oder Madrid – überall brodelt es bereits. Doch mit Hilfe einer Totalüberwachung kann der Staat jeden aufmüpfigen Querulanten sofort identifizieren und dann später aus dem Verkehr ziehen –das ist zumindest die Furcht vieler Menschen. Dass solche Ängste nicht von den Haaren herbeigezogen sind, dafür haben spätestens Edward Snowdens Geheimdienstenthüllungen gesorgt.
Gab es Bespitzelung bereits in der vedischen Hochkultur?
Es klingt unfassbar, aber so etwas gab es! Aus dem Ramayana, dem berühmten vedischen Epos, erfahren wir zum Beispiel, dass selbst die Höchste Persönlichkeit Gottes, Krishna, in seiner Inkarnation als König Ramachandra das Mittel der Spionage bei seinen Regierungsmethoden einsetzte. Dieser Monarch verkleidete sich manchmal als normaler Bürger, um dann abends in den Seitengassen unbemerkt seine Untertanen zu belauschen. Eines Abends hörte Ramachandra, wie sich ein Mann mit seiner Ehefrau unterhielt und dabei heftig die königliche Familie kritisierte. Als der Herrscher dies mit seinen eigenen Ohren hörte, schlich Er wieder zurück in Seinen Palast. Obwohl die Kritik nicht im Geringsten gerechtfertigt war, ergriff Ramachandra sofort Maßnahmen, um den Ruf Seiner Familie zu verbessern. Nirgendwo wird erwähnt, dass der bespitzelte Mann für seine Systemkritik bestraft wurde. Der König versuchte also durch Bespitzelung, Informationen über sein eigenes fehlerhaftes Regieren zu erhalten, um diese Fehler dann aus der Welt zu schaffen. Es war nicht Seine Absicht, die Untertanen einfach nur zu überwachen und zu unterdrücken. Trotz dieser Bespitzelung spricht man in Indien noch heute vom „Rama-Rajya“, von der vollkommensten Regierung, die es jemals auf der Welt gegeben hat.
Wie sieht es dagegen mit Geheimdiensten wie der NSA, dem BND oder dem deutschen Verfassungsschutz aus? Stehen sie ebenfalls im Auftrag solcher edlen bürgerfreundlichen Ideale? Wollen wir einmal hoffen, dass dieser Bericht seinen Weg in deren Rasterfahndung findet. Vielleicht macht sich der eine oder andere Geheimdienstmitarbeiter ja ein paar Gedanken zu diesem Thema. Es sind ja schließlich auch nur Menschen.
Der Maßstab einer guten Regierung
An diesem Punkt kommen wir nicht an der Frage vorbei, was denn überhaupt das Ziel einer idealen Regierung sein soll? Ohne diese Frage zu klären, macht es kaum Sinn über den Wert von Bespitzelung zu streiten. Wann ist also eine Regierung erfolgreich und wann hat sie versagt?
Diese Frage wird tatsächlich in den alten vedischen Schriften behandelt. In einem Kommentar zum Srimad-Bhagavatam sagt Srila Prabhupada:
„[Die vedischen Regenten] waren alle große, heilige Könige, die fromm waren und ihrer Errungenschaften wegen gepriesen wurden. Sie galten alle als Heilige auf dem Königsthron, und deshalb waren alle Bürger des Staates glücklich, fromm, gesittet, wohlhabend und spirituell erleuchtet. Solch große heilige Könige wurden unter der strengen Führung großer Seelen und durch spirituelle Vorschriften geschult, und daher lebten im Königreich nur heilige Menschen, und es war ein glückliches Land, in dem alle Bürger ein spirituelles Leben führten.“
(SB 1.12.18, Erl.)
Mit anderen Worten, zur Zeit der vedischen Hochkultur war es das Ziel einer guten Regierung, dass alle Bürger ein friedliches Leben führen konnten, dass sie alles Lebensnotwendige besaßen, und – ganz wichtig! – dass sie gleichzeitig im spirituellen Bewusstsein fortschreiten konnten. Im Srimad-Bhagavatam heißt es weiter:
dharmaḥ svanuṣṭhitaḥ puṁsāṁ
viṣvaksena-kathāsu yaḥ
notpādayed yadi ratiṁ
śrama eva hi kevalam„Pflichten (dharma), die von den Menschen erfüllt werden, sind, ganz gleich welcher Art die Beschäftigung ist, nutzlose Arbeit, wenn sie keine Zuneigung zur Botschaft des Höchsten Herrn erwecken.“
(SB 1.2.8)
Oder anders ausgedrückt: Eine gute Regierung muss dafür sorgen, dass ihre Untertanen auch in spiritueller Erkenntnis fortschreiten. Es darf nicht sein, dass es nur um Konsum, Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum geht. Wenn Selbsterkenntnis und Gottesbewusstsein dabei auf der Strecke bleiben, sind alle Fortschritte im Hinblick auf Wirtschaft, Bildung und Unterhaltung als nutzlos zu betrachten.
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“ – Mahatma Gandhi
Heute sorgen die meisten Regierungen weltweit nicht einmal in materieller Hinsicht für das Lebensnotwendige ―und das nicht, weil es zu wenig Nahrungsmittel oder Ressourcen gibt, sondern, weil der Reichtum einfach nur ungerecht verteilt wird. Die Regierungen sind offensichtlich im festen Griff von einigen wenigen Aktionären, Bankenbesitzern, Großindustriellen, Lobbyisten und Börsenspekulanten, die nur dem Diktat von Macht und Gier folgen. Diese Leute halten sich meistens verdeckt und arbeiten hinter den Kulissen. Vor den Kulissen führen korrupte Politiker und Medienbarone deren dubiose Aufträge aus und verstehen es geschickt, dem Bürger das Ganze auch noch als Freiheit und Demokratie zu verkaufen.
Diese zwielichtige Mentalität, die von unersättlicher Gier gekennzeichnet ist, wird von Krishna in der Bhagavad-gita als „asurisch“, oder als dämonisch, bezeichnet. Menschen, die von dieser dämonischen Natur durchdrungen sind, werden Asuras oder Dämonen genannt. Damit sind keine garstigen Teufelchen mit Hörnern gemeint, sondern Menschen, die ohne Rücksicht immer nur ihre eigene Interessen verfolgen und sogar bereit sind, dafür über Leichen zu gehen. Solche Asuras sind grundsätzlich gegen die Vorstellung, es gäbe einen Gott. Unterm Strich handeln sie immer auf eine Weise, die dafür bestimmt ist, die Welt in den Abgrund zu führen.
etāṁ dṛṣṭim avaṣṭabhya
naṣṭātmāno ‚lpa-buddhayaḥ
prabhavanty ugra-karmāṇaḥ
kṣayāya jagato ‚hitāḥ„Weil die Dämonen, die sich selbst ausgeliefert sind und keine Intelligenz besitzen, sich nach solchen Schlussfolgerungen [wie Gier und Neid und Atheismus] richten, gehen sie unheilvollen, abscheulichen Tätigkeiten nach, die dafür bestimmt sind, die Welt zu zerstören.“
(Bg 16.9)
Diesen Zustand kann man in heutigen Regierungsformen deutlich erkennen. Die gesamte Wirtschaft zielt darauf ab, die Erde für meist sinnlose Konsumgüter bis auf die letzten Ressourcen auszubeuten. Wenn die Bundeskanzlerin dann am Jahresende feierlich verkündet, dass es ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent gegeben hat, betrachtet man ihre Regierung als erfolgreich. Dass dabei unser Planet zunehmend verseucht, verstrahlt und zugemüllt wird, interessiert in diesem Moment niemanden mehr. Es besteht kein Zweifel. Hier kann es sich nicht um eine heilbringende göttliche Regierungsform handeln. Hier sind offensichtlich Dämonen am Werk. Und wenn man diesen Zerstörungskurs einmal zum Thema macht, hört man sowohl von der Regierung als auch von der Wirtschaft immer wieder die selbe Schallplatte, nämlich, man müsse mit Indien und China mithalten, sonst bräche in Deutschland doch bald alles zusammen. Frau Merkel spricht dann von „alternativlos“. Mit solchen billigen Begründungen lässt sich der deutsche Bürger abspeisen und steigt brav wieder in sein Hamsterrad zurück.
Bespitzelung für mehr spirituelles Bewusstsein?
Angenommen, die NSA würde uns mit dem Ziel bespitzeln, um zu ermessen, ob nicht nur für unsere materiellen, sondern auch für unsere spirituellen Bedürfnisse genügend gesorgt ist. Dann gäbe es an einer solchen Überwachung nicht wirklich viel auszusetzen. Angenommen die NSA wertet unsere E-Mails, SMS- und Facebook-Nachrichten aus und stellt fest, es geht bei unserer Kommunikation nur ums Essen, Schlafen, Fortpflanzen und Verteidigen! Kaum ein Wort wird über spirituelle Themen gesprochen! In einem solchen Fall könnte der Geheimdienst die Regierung alarmieren. Der US-Congress und der Deutsche Bundestag würden dann darüber beratschlagen, wie man durch bessere Bildungs- und Kulturprogramme das Krishna-Bewusstsein in der Bevölkerung wieder verstärken kann.
Privatsphäre bedeutet Freiheit
Trotzdem mögen wir es im Allgemeinen nicht, wenn man uns heimlich bespitzelt. Warum eigentlich nicht? Bei der Vorstellung von morgens bis abends überwacht zu werden, wird den meisten Menschen schon etwas mulmig zumute. Oftmals versuchen wir uns dann mit Phrasen zu beruhigen wie „Was ist das Problem?! Ich habe doch nichts zu verbergen!“ Doch trotz solcher Autosuggestion spüren wir innerlich, dass eine Überwachung, so, wie sie von Snowden in allen Details beschrieben wurde, in keinster Weise gerechtfertigt ist.
Der Grund für dieses unbehagliche Gefühl liegt in unserer ureigenen FREIHEIT. Jede Seele hat von Gott ein gewisses Ausmaß an Unabhängigkeit bekommen. Wir mögen also nichts zu verbergen haben, aber wir besitzen diese Gottgegebene Freiheit, die uns lieb und teuer ist. Zu dieser Freiheit gehört auch, dass wir selbst entscheiden dürfen, welche von unseren Gesprächen und Texten öffentlich und welche privat sein soll. Schließlich möchten wir unsere Geheimnisse nicht mit jedem x-beliebigen fremden Menschen teilen, sondern nur mit einigen wenigen auserwählten Vertrauenspersonen. Wir gehen davon aus, dass unsere Freunde mit privaten Informationen vorsichtig umgehen und uns damit nicht in Schwierigkeiten bringen. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man weiß, dass es da draußen irgendwo irgendwelche fremden Leute gibt, die mit nur einem einzigen Mausklick Zugriff auf alle unsere E-Mails haben und diese sich in aller Ruhe durchlesen können, darunter sogar E-Mails, die wir vor zehn Jahren bereits gelöscht haben! Befremdlich finden wir auch die Vorstellung, dass diese Leute über Satellitenfunktion sehen können, wenn wir einmal mit unserem Smartphone über eine rote Ampel spazieren gehen oder uns protestierend einer Demonstration anschließen. Dies hat nun wirklich nicht mehr viel mit einer „Freien Welt“ zu tun.
„Dafür haben wir aber wesentlich mehr Sicherheit!“‚ erklärt uns die Regierung feierlich. „Sicherheit vor Terroristen!“
Schön, wir dürfen uns also beschützt und geborgen fühlen. Doch mal ehrlich! Manchmal finden wir den Gedanken unerträglicher, dass fremde Leute (über deren Charakter wir absolut nichts wissen) alle unsere Tätigkeiten und Gespräche überwachen, als die Vorstellung, dass in dem Bahnhof, in dem wir uns gerade aufhalten, eine Bombe explodiert ―ein Ereignis, welches statistisch gesehen ja auch extrem häufig vorkommt.
Was unsere Freiheit betrifft, selbst Krishna, der als Überseele im Herzen aller Lebewesen weilt, respektiert die Freiheit aller Seelen. Obwohl Er alles weiß, was wir denken, fühlen und machen, überlässt Er es uns, so zu denken und zu handeln, wie wir es möchten. Durch das universale Gesetz des Karma empfangen wir lediglich die entsprechenden guten und schlechten Früchte unserer eigenen Handlungen – doch Krishna mischt sich nicht in unser Denken und Handeln ein! Würde die NSA ebenso liberal auf unsere Freiheit Rücksicht nehmen? Kaum vorzustellen, dass ein Staat Milliarden von US-Dollar in eine Datenüberwachung hineinsteckt, nur um völlig unbeteiligt zuzuschauen.
Krishna, der allwissende Überwacher aller Lebewesen
In der Bhagavad-gita bezeichnet sich Krishna als der Zeuge und Erlaubnisgeber aller unserer Handlungen in Form der allgegenwärtigen Überseele. Diese Überseele weilt im Herzen aller Lebewesen, in Tieren, Pflanzen und Menschen.
upadraṣṭānumantā ca
bhartā bhoktā maheśvaraḥ
paramātmeti cāpy ukto
dehe ’smin puruṣaḥ paraḥ“Im Körper gibt es noch einen anderen, einen transzendentalen Bewohner, und dies ist der Herr, der höchste Besitzer, der als Beobachter und Erlaubnisgeber gegenwärtig ist und der als Überseele bezeichnet wird.“
(Bg 13.23)
Nur Gott ist in der Lage, alles, was wir denken und tun, zu registrieren. Er kann Sich nicht nur an Dinge, die wir heute oder gestern getan haben, erinnern, sondern, Er weiß auch alles, was wir in einem längst vergangenen Leben getan haben. Niemand kann sich dieser Überwachung entziehen. Die Überseele kennt alle unsere Gedanken und geheimsten Wünsche. Sie ist Leben für Leben unser ständiger Begleiter. Entsprechend unseres Karma und unserer Wünsche sorgt Krishna als Überseele dafür, dass wir im nächsten Leben einen entsprechenden Körper erhalten. Angenommen, wir haben den Wunsch, ein begnadeter Musiker zu sein und wir führen in diesem Leben viele fromme Werke aus, dann sorgt die Überseele dafür, dass wir im nächsten Leben den Körper eines Mozart oder eines Paul McCartney bekommen. Falls wir jedoch viele unheilvolle Tätigkeiten ausführen und anderen Lebewesen großes Leid zufügen, dann registriert die Überseele ebenfalls jede dieser Handlungen und sorgt dafür, dass wir in einem zukünftigen Leben dieses Leid selbst erfahren müssen. Krishnas Überwachung ist lückenlos und gleichzeitig vollkommen gerecht. Wie heißt es so schön: Gottes Mühlen mahlen langsam, aber genau.
Von einem vollkommenen Wesen wie Krishna lassen sich gottesfürchtige Menschen gerne überwachen. Hier können wir uns wirklich geborgen fühlen und in Sicherheit wiegen. Denn wenn wir nach den Geboten Gottes handeln, inspiriert uns der bloße Gedanke, dass alle unsere guten Taten von Gott registriert und früher oder später einmal belohnt werden. In der Ishopanishad, einer alten vedischen Schrift, betet ein Gottgeweihter: „O mein Herr, gedenke zum Zeitpunkt des Todes bitte all meiner Opfer und erinnere Dich bitte an alles, was ich für Dich getan habe!“
Dämonen wollen Gott imitieren
Wenn man alles herunterkocht, ist der Überwachungsapparat der NSA und anderer Geheimdienste nur der klägliche Versuch, Gott zu imitieren. Die neidischen Asuras sind immer bestrebt, Gott aus der Welt zu verbannen und selbst Seine Stellung einzunehmen. Doch dies ist niemals möglich. Gott kann niemals beseitigt werden und wir können auch niemals Seine Stellung einnehmen.
Diese Tatsache wollen die Dämonen nicht wahrhaben. Überall versuchen sie Gott und dessen absoluten Eigenschaften zu imitieren. Zu diesen Eigenschaften gehören omnipraesens (Allgegenwärtigkeit), omnipotenz (Allmacht) und omniscientia (Allwissen).
„Es gibt keinen Zweifel daran, dass sich die US-Regierung zum Ziel gesetzt hat, die Privatsphäre weltweit zu beseitigen. Es soll keine menschliche Kommunikation geben, sei es per Telefon oder im Internet, die für die US-Regierung nicht erreichbar ist.
(Snowden’s Vertrauter Glenn Greenwald in einem ZDF-Interview vom 11.07.2013)
Beim Analysieren der Millionen von aufgezeichneten Daten – von der Filmsequenz einer Videokamera im U-Bahn-Schacht bis zum Überwachungstrojaner auf unserem Smartphone-Chip – versuchen offensichtlich einige wenige Leute den Kick zu erfahren, so allwissend wie Gott zu sein. Sie genießen das Gefühl, dass wir uns ständig von ihnen beobachtet fühlen. Ja, sagen sie, der Bürger soll ruhig das mulmige Gefühl haben, dass unserem Überwachungsapparat nichts, aber auch gar nichts entgeht! Wir sind wie Gott, denn wir sehen und hören alles! Und wenn jemand von den Bürgern nicht mehr systemkonform sein sollte, wird einfach eine lautlose Drohne per Fernsteuerung geschickt… Lückenlose Aufzeichnung, volle Kontrolle und absolute Macht! So stellen sich die Dämonen das gerne vor.
Was die Asuras jedoch dabei vergessen, ist, dass Krishna als allgegenwärtige Überseele auch deren Handlungen und Motivationen registriert. Schließlich befindet sich die Überseele auch in den Herzen der Dämonen (Bg. 16.18). Ein Asura mag vielleicht für ein paar Jahre mit einem Joystick in der Hand in irgendeinem spektakulären, mit 28 Monitoren ausgestatteten Büro sitzen und sich wie Gott vorkommen, doch die Naturgesetze (Karma) werden früher oder später dafür sorgen, dass jeder die Früchte seiner Taten erntet.
Obwohl sich Dämonen mit aller Kraft bemühen, Gott zu imitieren, schaffen sie es nicht, Ihn in Seiner Perfektion zu erreichen. Obwohl sie emsig damit beschäftigt sind, ihre Macht immer weiter auszubauen und ihren Kontrollmechanismus immer präziser zu verfeinern, passieren immer wieder Dinge, mit denen die Asuras nicht gerechnet haben, Dinge, die ihre Pläne durchkreuzen. Ist der Fall Snowden wohlmöglich ein solch ungeplantes Ereignis?
Warum hat die Dunkle Seite so viel Macht?
Durch gigantische Datenüberwachung gerät der Bürger immer fester in den Würgegriff einiger weniger Menschen mit zwielichtigem Charakter. Jeden Tag werden die Bürger ein Stück weiter ihrer Rechte und ihres Besitzes beraubt. Die Erklärung dafür finden wir ebenfalls im Srimad-Bhagavatam. Es heißt dort, dass wenn die Bevölkerung selbst immer ungerechter, grausamer und gottloser wird, dementsprechende Herrscher an die Macht kommen, um das Land ebenso ungerecht, grausam und gottlos zu regieren. Leo Tolstoi, ein berühmter russischer Schriftsteller, drückte es vor 150 Jahren einmal so aus: „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.“
Würde Tolstoi heute leben, würde er seinen Gedankengang vielleicht noch etwas verfeinern. „Solange der Mensch den Tieren keine Rechte zuspricht, wird er zunehmend seiner eigenen Menschenrechte beraubt.“
Aktivisten, die sich heute über fehlende Menschenrechte empören, sollte einmal vorsichtig in ihren Kühlschrank schauen, ob dort auch alles in Ordnung ist.
Schauen wir uns die moderne Massentierhaltung doch einmal genauer an. Jedes Tier bekommt eine Nummer, wird in computerüberwachten Käfigen eingesperrt, bekommt durch Datenübermittlung exakt rationiertes Futter und wird dann über ein chip-programmiertes Fließband zur Vergasungsanlage transportiert. Es kann nicht sein, dass auf der einen Seite 60 Milliarden (!) Tiere pro Jahr systematisch für den menschlichen Gaumenkitzel getötet werden und man auf der anderen Seite erwartet, dass Menschenrechte eingehalten werden. Es liegt also ein Stück weit an jedem einzelnen Bürger, ob er sich an dieser Massengewalt und Massenentrechtung beteiligen will. Je mehr Menschen sich für eine fleischlose Ernährung entscheiden, desto schwächer wird die dunkle Seite der Macht. Dass der Terrorismus dadurch ebenfalls verschwindet, brauchen wir nicht weiter zu erwähnen.
Ein gewaltfreies, friedliches Bewusstsein können wir ebenfalls erreichen, wenn wir einfach den heiligen Namen Krishnas preisen: Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare / Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare. Durch das Lobpreisen dieses Mahamantras, auch Chanten genannt, verlieren wir den Wunsch, anderen Lebewesen Leid zuzufügen, egal ob Mensch oder Tier. Im Krishna-Bewusstsein respektieren wir das Leben und die Freiheit eines jeden Lebewesens – auch was sein Bedürfnis nach Privatsphäre betrifft. •
* * * * *
Weiterführende Links:
Das „Hong-Kong-Interview“ von Edward Snowden, welches die ganze Diskussion ins Rollen brachte, mit deutschen Untertiteln (YouTube)
http://youtu.be/ZWVKo_1N9mA
Markus Lanz und Daniel Domscheit-Berg (Wikileaks-Mitgründer) zum Thema „Die dunkle Seite der Macht“ (YouTube)
http://youtu.be/jZLBvxwVCVQ
Interessantes ZDF-Interview mit dem Snowden-Vertrauten Glenn Greenwald (YouTube)
http://youtu.be/6cprvHE9_k0
Was ist ein Whistleblower? Hier eine gute Erklärung aus der Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Whistleblower
Weiterer empfohlener Link von der GNT-Redaktion:
Unser Vortrag in Berlin zum Thema „Politik im Krishna-Bewusstsein“ zu hören auf unserem neuen VEDAVOX-Podcast!
Demütige Bitte: Unterstützt unsere journalistische Arbeit mit einer Spende! Dann kann es hier wieder mehr Updates geben!
Hier findet Ihr die Bankverbindung unseres Vereinskontos!
Category: Autoren, Krishna und die Welt, Politik, Shiva & Param
Kommentare (8)
Trackback URL | Comments RSS Feed
Sites That Link to this Post
- Episode 14 – Warum gibt es so viele Religionen? | Vedavox | 23. Oktober 2013
Vielen Dank lieber Shivatma Prabhu und lieber Paramshreya Prabhu, das ist ein ausgezeichneter Beitrag geworden. Wunderbar geschrieben! Hare Kṛṣṇa
Danke für diesen Artikel, der wieder einmal zeigt, welche Dimensionen unter den Tisch fallen, wenn man die Perspektive des Krishna-Bewusstseins weg lässt. Ja, es ist nicht einfach, die Frage zu beantworten, ob so ein Fall echt ist oder zur Komödie gehört. Hierzu kann man aus der Sicht des Krishna-Bewusstseins sagen, dass auf jeden Fall alles unter der Kontrolle Shri Krishnas steht. Er ist der höchste Regisseur, und Ihr habt ja das auch geschrieben, dass wir somit alles in krishnabewusster Weise sehen können, sowohl das Treiben der obersten Dämonen als auch solche wohl nicht von ihnen beabsichtigte Seitensprünge „verwirrter“ Zeitgenossen.
Obwohl alles unter der Aufsicht Shri Krishnas steht, haben wir die Freiheit, ein individuell ekstatisches Leben im Krishna-Bewusstsein zu führen und auf diese Weise sogar die Freude Shri Krishnas zu bereichern; hierzu sind wir ja da. Krishna hat kein großes Interesse an Jasagern, die einfach nur ihre Gebete herunter leihern. Er liebt mehr die dynamische Vielfalt (anandam buddhi vardhanam).
Vielen Dank für die gründliche spirituelle Aufbereitung dieses Themas! Klasse Artikel,besonders das anführen der Überwachung von König Ramachandra seiner Untertanen um die schwächen seiner Regierung herauszubekommen und für die Bürger da zu sein. Man kann sich nur wünschen das unsere Regierenden sich mit dem Ramayana befassen würden. Es müsste eigentlich Pflichtlektüre für alle Spitzenpolitiker dieser Welt sein.
Möglicherweise kennen sich gewisse, „machthabende“ Kreise sehr viel besser mit den Schriften aus, als allgemein angenommen.
Möglicherweise sind Fälle wie die von Snowden keine Göttliche Fügung, sondern schnöde Mind Control Operationen. Um Reaktionen zu erzeugen – an denen man sich „nährt“.
Finde das Thema hier grundsätzlich gut behandelt. Aber bitte vergesst nicht, dass so ziemlich alles, was uns in den Massenmedien gezeigt wird, Teil der Agenda ist.
Jai Jai Narayana!
Ich gebe dir 90% Recht. In den Massenmedien läuft zu 90% das, was manipulativ geplant ist. Wir sollten aber nicht vergessen, dass auch Krishna, oder besser gesagt, Sri Chaitanya Mahaprabhu eine Agenda hat. Laut Prophezeiung der Veden ist momentan ein „goldenes Zeitalter“ vorgesehen, in welchem sich das Krishna-Bewusstsein auf der ganzen Welt verbreiten wird. Dieses Zeitalter ist gerade am Entstehen und soll für insgesamt 10.000 Jahre Bestand haben.
Auf Arte (auch ein Massenmedium) lief neulich zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate den ganzen Abend ein „Themenabend“ über Vegetarismus und was so alles Schlimmes in der Fleischindustrie abläuft. Ich habe bereits viele Leute getroffen, die nach diesen Sendungen zum Vegetarismus übergetreten sind. Soll das auch eine manipulative Maßnahme gewesen sein?
In der Sowjetunion wurde das Krishna-Bewusstsein streng verboten und verfolgt. Durch die Politik Gorbatschows wurde jedoch in kurzer Zeit (ohne Blutvergießen) ein ganzes politisches System eingerissen und nun gehört Russland zu den Ländern, in welchen sich das Krishna-Bewusstsein in den letzten 25 Jahren am meisten verbreitet hat. Niemand konnte diesen Mann richtig einschätzen. Plötzlich war er da und plötzlich war er wieder weg.
Für mich sind das alles Beispiele, wo die Asuras den Überblick verloren haben und eine Eigendynamik entstanden ist, die sie nicht mehr unter Kontrolle haben.
Ich denke, wir sollten das Weltgeschehen eher mit der Brille Krishnas betrachten als mit der Brille der Asuras. Dadurch würden wir ihnen nur unnötige Energie zukommen lassen.
Ich schrieb bewusst: „so ziemlich alles, was gezeigt wird.“
Bin mir völlig im Klaren darüber, dass und wo die Dunkelmacht ihre Schwächen hat.
Im Fall Snowden glaube ich, dass die meisten Journalisten der Massenmedien in ihrer Berichterstattung eigenmächtig gehandelt haben, weil sie absolut keinen Nerv darauf haben – wie wir alle – geschäftlich und privat ausgespäht und abkontrolliert zu werden. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass sich die weltweite Zunft der Journalisten der Agenda von Prism & Co. bereits widerstandslos ausgeliefert haben. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Deshalb glaube ich hier eher an eine Eigendynamik, die von den Asuras nicht beabsichtigt gewesen ist.