Folge deinem Selbst

Was haben eine Gitarrensaite und eine spirituelle Seele gemeinsam?

| 30. Mai 2012 | 0 Kommentare

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Als Straight Edge bezeichnet man eine aus den USA stammenden Jugendbewegung, die ursprünglich ihre Wurzeln in der Punkszene findet, sich aber vehement gegen Drogenkonsum, Fleischessen und ausschweifendes Geschlechtsleben ausspricht. Shelter ist wie 108 eine der Straight-Edge-Musikbands, die von Vaishnavas besetzt werden. Einer dieser Musiker ist Vic Di Cara, der Autor dieses Artikels, der vor kurzem in der Debutausgabe der spirituellen Vaishnava-Zeitung „16Rounds to Samadhi“ erschien. Diese brandneue Zeitung wird in San Diego, USA, publiziert.

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Folge deinem Selbst

Von VIC DI CARA

Ein Erlebnis, als ich mit der Punkband „Shelter“ durch Europa tourte

 

Das Konzert ist beendet, das Equipment wieder verladen. Der Lastwagen steht vor der Eingangstür und ich habe mich reingesetzt. Es ist kalt und windig in Deutschland.

Drei Typen nähern sich, jung, glatter Schnitt, unverkennbar Straight Edge. Sie wollen ein Interview.

Bei einem Straigt Edge Konzert von den US-Punkbands „108“ und „Shelter“ ist es laut und es geht zur Sache.

„Ich brauche Krishna nicht“, sagt ihr Wortführer mit einem unverwechselbarem deutschen Akzent. „Ich habe meinen eigenen Weg.“

„Das ist cool“, sage ich. „Was für ein Weg ist das?“

Großes Zögern. Großes Stottern. Die drei wechseln Blicke untereinander. Schließlich wieder der Wortführer: „Ich glaube an mich selbst. Ich verlasse mich auf mich selbst. Ich folge meinem eigenen Selbst.“

„Du glaubst an dein Selbst, verlässt dich darauf, folgst ihm. Gut, was ist dieses Selbst?“

Wieder Blicke und Stottern. Antworten werden begonnen, gehen aber in Verwirrung unter, und schließlich herrscht Schweigen. Sie finden keine Antwort.

Ich frage sie: „Wie könnt ihr an etwas glauben, euch darauf verlassen und ihm folgen, wenn ihr nicht einmal wisst, was es ist?“

Absolute Stille.

„Seht ihr, deshalb braucht ihr Krishna-Bewusstsein.“

Keine Antwort.

„Der erste Punkt ist, dass das Selbst nicht der Körper ist.“

Der Wortführer fasst wieder Mut und sagt. „Ja, ich bin nicht dieser Körper. Ich bin alle die Ideale, die meine Kumpels und ich miteinander teilen.“

„Diese Ideale sind nicht das Selbst. Sie werden euch von außerhalb eingegeben.“

Sie stimmen schließlich zu: Das Selbst ist mehr als der Körper und die Ideale des Geistes.

Dann frage ich: „Wir wissen, was das Selbst nicht ist. Aber was ist es?“

„Die Seele?“

Vic Di Cara, Gitarrist, Astrologe und Autor

„Genau. Das Selbst gehört zur spirituellen Energie, sie ist ein kleiner Teil der großen spirituellen Seele. Genau wie eine Gitarrensaite Teil einer Gitarre ist. Wenn du diese Gitarrenseite herausreißt und hier auf den Bürgersteig schmeißt – was für einen Wert hat sie dann?“

„Keinen.“

„Genau, überhaupt keinen. Aber wenn du die Saite auf die Gitarre spannst, sie stimmst und dann… Dann hat sie einen großen Wert, stimmt’s? Sie kann Musik machen. Sie kann Songs spielen. Die Saite ist wertvol,l wenn sie für die gesamte Gitarre tätig ist, aber allein, hier auf dem Bürgersteig, ist sie wertlos. Ein Teil wird wertlos, wenn es nicht mit dem Ganzen verbunden ist.“

Sie nicken.

„Das Selbst, die individuelle Seele, ist ein Teil des Ganzen. Wenn das Selbst versucht, vom Höchsten Selbst getrennt zu leben, dann ist es wie die verrostete Gitarrensaite hier auf dem Bürgersteig. Und genau das haben wir getan – wir haben uns selbst vom Ganzen getrennt. Genau wie im Beispiel der Gitarrensaite ist auch unser Wert vergangen, unsere Bedeutung vergessen. Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir damit, die Lücken in einem bedeutungslosen Leben zu füllen.

Die Titelseite des Debut von „16Rounds to Samadhi“

Die wahre Natur des Selbst ist es, dem vollständigen Höchsten Selbst zu dienen, genau wie die Saite der vollständigen Gitarre dient und dabei ihre ganze Bedeutung und Erfüllung findet.“

„Was meinst du mit dem vollständigen Selbst?“

„Ihr wisst es: Krishna. Der höchste Ausdruck des Selbst ist es, Krishna zu dienen.“

„Oh.“

„Und das ist die wahre Bedeutung von ’seinem Selbst zu folgen‘. Das ist Krishna-Bewusstsein.“

Sie waren nachdenklich. Ich war dankbar. ◊

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Dieser Artikel (im Original „Follow Yourself“) erschien in der Debutausgabe der spirituellen Vaishnava-Zeitung „16Rounds to Samadhi“. Mehr Infos unter www.16rounds.com. Danke an Thorsten Schwerdt für die Übersetzung ins Deutsche!

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Live-Konzert-Aufnahme von SHELTER aus dem Jahre 1996

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