Prabhupada über Juden, Frauen und Homosexuelle

Antworten auf empfindliche Fragen

| 6. Dezember 2016 | 0 Kommentare

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Folgende empfindliche Fragen wurden mir neulich in einer Unterhaltung gestellt, denen ich nicht ausweichen wollte:

Was sagt die ISKCON oder Bhaktivedanta Swami Prabhupada über Juden, Homosexuelle oder Frauen allgemein?

Es gibt tatsächlich ein paar kontroverse Aussagen Prabhupadas (1896-1977) über Homosexualität, die ich größtenteils auf die damalige christlich-viktorianische Bildung zurückführe. Man darf nicht vergessen, dass Srila Prabhupada über die Hälfte seines Lebens als Untertan des British Empire gelebt hat. Im „echten Leben“ hatte Srila Prabhupada einige Schüler, von denen er auch wusste, dass sie eine homosexuelle Orientierung haben. Alle diese Schüler berichten, dass er sie niemals aufgrund ihrer Neigung diskreditierte. Sie nahmen teilweise sogar hohe Ämter ein.

Srila Prabhupada hatte viele amerikanische Schüler aus dem jüdischen Background. Er betrachtete Juden im Allgemeinen als besonders intelligent.

Über Frauen gibt es ein paar wenige kontroverse Aussagen, die ich ebenfalls auf altmodische Bildung und auf die damals noch stärker vorherrschende orientalische Kultur zurückführe, in welcher Swami Prabhupada als Kind und junger Mann aufwuchs. Doch auch hier zeigte sich Prabhupada im echten Leben von einer ganz anderen Seite. Es ist kein einziger Fall bekannt, dass sich irgendeine von Prabhupadas Hunderten von Schülerinnen von ihm sexistisch behandelt fühlte. Tatsächlich gibt es auch zahlreiche Aussagen, in denen Prabhupada Frauen für verantwortungsvolle Aufgaben wie z.B. eines Spirituellen Meisters ermutigt.

Seit zehn Jahren bekleidet eine Frau (Dina Sharana Devi Dasi, alias Dietlinde Kaufmann) das höchste Amt für die ISKCON in Deutschland.

Insgesamt hob Swami Prabhupada immer die spirituelle Sichtweise hervor, d.h. dass die ewige spirituelle Seele immer gleichwertig ist, egal, ob sie sich vorübergehend in einem männlichem oder weiblichen Körper befindet. Dassselbe gilt auch für sexuelle Orientierungen, ethnische Verschiedenheiten, ja sogar bezogen auf andere Spezies.

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Darf Prabhupada in der ISKCON kritisiert werden und wird er kritisiert?

Wenn Prabhupadas Aussagen weder von vedischen Nachweisen, noch von handfesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützt werden, darf man diese Aussagen als „seine Meinung“ oder als seinen „persönlichen Geschmack“ einordnen. Diese Fälle gibt es aber äußerst selten, wenn man Swami Prabhupadas Nachlass an Lehren und Literatur im Gesamten betrachtet.

Aber auch in der ISKCON gibt es wie in jeder anderen religiösen Gemeinschaft einen liberalen und einen konservativen Flügel. Und auch gibt es, wie überall woanders auch, ein paar wenige Mitglieder mit ultra-fundamentalistischen Ansichten. Demnach wird man mit großer Wahrscheinlichkeit innerhalb der ISKCON auch andere Antworten auf diese Art von Fragen bekommen.

161206-prabhupada-3Welche Aussagen findet man in der vedischen Literatur über Homosexuelle und Frauen? 

In den für uns relevanten vedischen Texten wie der Bhagavad-gita und dem Śrīmad-Bhāgavatam gibt es Beschreibungen über die Natur von Männern und Frauen und wie sie sich im Idealfall verhalten sollten.

Frauen werden manchmal als „weniger intelligent“ bezeichnet, dann an anderen Stellen wieder als besonders intelligent, weil sie sich im Allgemeinen aufgrund ihrer weiblichen Natur leichter in Gotteshingabe hineinfühlen können. Die Vedischen Schriften behandeln Themen nicht immer schwarz oder weiß, sondern es ist oft vom individuellen Blickwinkel anhängig. Man muss beim Lesen der Veden sein Gehirn eingeschaltet haben.

Hier ein Beispiel aus der Bhagavad-gita. Krishna sagt dort:

māṁ hi pārtha vyapāśritya
ye ’pi syuḥ pāpa-yonayaḥ
striyo vaiśyās tathā śūdrās
te ’pi yānti parāṁ gatim

„O Sohn Pṛthās, diejenigen, die bei Mir Zuflucht suchen, können das höchste Ziel erreichen, auch wenn sie von niederer Geburt sind, wie Frauen, vaiśyas [Kaufleute] oder śūdras [Arbeiter].“

(Bg. 9.32)

kīrtiḥ śrīr vāk ca nārīṇāṁ
smṛtir medhā dhṛtiḥ kṣamā

„Unter den Frauen bin Ich Ruhm, Glück, erlesene Sprache, Gedächtnis, Intelligenz, Standhaftigkeit und Geduld.“

(Bg.10.34)

Auch gelten die Gopīs, die Kuhhirtenmädchen von Vṛndāvana, als die vortrefflichsten aller Gottgeweihten. Alle Gauḍīya-Vaiṣṇavas, also alle Nachfolger Sri Chaitanya Mahaprabhus, sind sich darin einig, dass diese weiblichen Wesen die höchste Stufe der Gotteshingabe innehalten.

Was Homosexualität betrifft, so sind mir nicht viele Aussagen bekannt. Aber mit Gewissheit wird niemand mit dem Tode bestraft, wie in einigen abrahamitischen Schriften beschrieben.*

Wir haben in der ISKCON einige Mitglieder, die sich zu ihrer Homosexualität bekennen. Sie werden in den Kreisen, die mir bekannt sind, nicht diskriminiert, sondern für ihre Hingabe im Krishna-Bewusstsein genauso wie alle anderen Mitglieder wertgeschätzt.**

Insgesamt empfiehlt Swami Prabhupada und die ISKCON, dass man mit seiner Sexualität verantwortungsvoll umgehen soll. Man sollte sie nach bester Möglichkeit „sublimieren“, also in Gotteshingabe umwandeln.

Bei weiterem Interesse, empfehle ich die GALVA108-Website, die von einem Prabhupada-Schüler, der sich zur Homosexualität bekennt, herausgebracht wird.

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Was ist die schlimmste Form der Reinkarnation?

Die Veden sprechen in diesem Zusammenhang oftmals von Tieren, die Kot essen, oder ein Wurm im Stuhlgang, und im Allgemeinen unintelligente Lebensformen, in denen sich die Seele nicht an Gott erinnern kann.

(Autor: Paramshreya Dasa)
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Nachtrag vom 15.12.2016:

* Auch wenn in den abrahimitischen Schriften (z.B. im Alten Testament) von solchen Beschreibungen zu hören ist, hat sich glücklicherweise die große Mehrheit der heutigen Christen von solchen extremen Ansichten distanziert.

** Krishna sagt in der Bhagavad-gita (7.11), dass Er direkt Sexualität repräsentiert, die „nicht im Widerspruch mit den religiösen Prinzipien steht“. Damit ist ein verantwortungsvolles Sexualleben gemeint, in welchem Geschlechtsverkehr nicht ausschweifend betrieben wird, sondern nur mit einem verheirateten Lebenspartner. Als Ergebnis solcher Sexualität sollten Kinder hervorgebracht werden. Die Eltern richten ihr Ehe- und Familienleben darauf aus, dass sie zusammen mit ihren Kindern Krishna-bewusst werden.

Von einem Menschen, der unmittelbar in einem ISKCON-Tempel leben, offiziell eingeweiht werden oder verantwortungsvolle Ämter in der ISKCON bekleiden möchte, wird erwartet, dass er/sie seine/ihre Sexualität in diesem Sinne ausrichtet.

(Autor: Paramshreya Dasa)

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Category: Diverses, Prabhupada, Shiva & Param, Stellung der Frau

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