Was sagt die Bhagavad-gita über andere Religionen?

Christentum, Islam, Judaismus und Buddhismus mit dem Auge der Veden

| 5. Dezember 2016 | 0 Kommentare

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Was denken Anhänger Krishnas eigentlich über andere Religionen? Betrachten sie diese als Irrwege und sagen, nur die Bhagavad-gita habe Recht? Gibt es Episoden in den Veden, die von blutigen Auseinandersetzungen berichten, weil man in religiösen Fragen unterschiedlicher Meinung gewesen ist?

Mit diesen Themen im Gepäck sind wir im Oktober dieses Jahres in das beschauliche Kloster St. Marienthal mit seiner Internationalen Begegnungsstätte eingeladen worden, um als Repräsentanten für den Hinduismus vor 70 Schülern und 12 Lehrern zu sprechen und mit ihnen gemeinsam zu diskutieren. Jedes Jahr findet dort an der deutsch-polnischen Grenze ein Seminar statt, wo Schulgruppen aus diesmal acht europäischen Ländern zusammenkommen, um aktiv an einer besseren Völkerverständigung zu arbeiten.

Diesmal trafen sich Teenager im Alter von 15-17 Jahren aus Schweden, Lettland, Litauen, Polen, der Tschechei, Deutschland, Bosnien und Italien, um dort gemeinsam über die fünf Hauptreligionen zu lernen. Dem Veranstalter Christian Fauth von Kreitmayr, einem Gymnasiallehrer aus Hannover, geht es bei diesem Kongress nicht darum, dass nur theoretischer Stoff oberflächlich behandelt wird, sondern dass die Referenten ihre jeweilige Religion lebendig vorführen. Alle Schülerinnen und Schüler sollen möglichst ein „Aha-Erlebnis“, eine handfeste Idee bekommen, was Praktizierende in ihrer jeweiligen Religion erfahren.

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Das „Europäische Netzwerk“ mit Schülern und Lehrern aus acht Nationen wird u.a. von der Europäischen Union gefördert; Bild ganz oben: Paramshreya Dasa, Schwester Busra und Schwester Agnietzka zeigen ihre Gebetsketten aus ihrer jeweiligen Tradition

Für eine ganze Woche diente das Kloster mit seinen idealen Räumlichkeiten, der spürbaren monastischen Atmosphäre und der historischen Kulisse als perfekte Bühne, um hier den interreligiösen Dialog noch stärker zu vertiefen. Alle Schüler waren sich einstimmig darin einig, dass Frieden in Europa nur dauerhaft erreicht werden kann, wenn Menschen nicht übereinander, sondern miteinander sprechen. Hierbei spielt auch Religion eine entscheidende Rolle, denn der Mensch definiert sich auch durch sein Weltbild, welches oftmals durch religiöse Ansichten geprägt ist.

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Alle Lehrer und Referenten aus insgesamt acht europäischen Nationen an einem Tisch

Montag und Dienstag dieser Seminarwoche waren klassische Unterrichtstage. Die Schüler wurden in fünf international gemischte Gruppen eingeteilt und besuchten nacheinander die Unterrichtsession (90 Minuten) einer der fünf Weltreligionen Judaismus, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus. Shivatma Dasa und Paramshreya Dasa waren hierbei die offiziellen Repräsentanten des Hinduismus. Die Krishna-Tradition gehört religionswissenschaftlich zum Vishnuismus (auch Vaishnavatum genannt) und bildet eine der großen Gruppen des Hinduismus. So hatten die 70 Teenager am Dienstag Abend bereits allerhand Informationen gesammelt. Damit der Kopf wieder etwas frei werden konnte, machten wir am Mittwoch alle gemeinsam einen Ausflug in die Sachsenmetropole Görlitz, eine schöne historische Stadt mit vielen Fachwerkhäusern, Kirchen und Museen. Dort besuchten wir auch die einzige, nicht niedergebrannte Synagoge Deutschlands. Aus ungeklärten Gründen fiel dieses jüdische Gebetshaus dem NS-Progrom nicht zum Opfer. Da es aber nach dem Zweiten Weltkrieg keine jüdische Gemeinde mehr in Görlitz gab, drohte das leerstehende Gebäude langsam zu verfallen. Nach der Wiedervereinigung nahm sich der Förderkreis Görlitzer Synagoge e.V. dem Schicksal dieser Synagoge an und hat das Gebäude nun beinahe wieder in den Ursprungszustand restauriert. In der großen Halle wurde uns die tragische Geschichte der Görlitzer Juden vom Vereinsleiter Dr. Markus Bauer in einem mitreißenden Vortrag lebendig näher gebracht.

Am Donnerstag und Freitag arbeiteten die Schüler gemeinsam in verschiedenen Projektgruppen, um den gelernten Stoff zu verarbeiten und dann am Samstag bei der Hauptveranstaltung anschaulich zu präsentieren. So gab es ein Kunstprojekt, eine musikalische Performance, ein Theaterstück und eine Quiz-Show.

In ihrem englischsprachigen Hinduismus-Unterricht erklärten Shivatma Dasa und Paramshreya Dasa

    • den Ursprung des Wortes „Hindu“
    • die Bedeutung des Sanskrit als Wurzel aller indoeuropäischen Sprachen
    • die Stellung der Bhagavad-gita als wichtigste aller vedischen Texte
    • die Drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur
    • das Tabu, aufgrund religiöser Meinungsverschiedenheiten Gewalt anzuwenden
    • die Bedeutung des Namen Gottes in allen Weltreligionen
    • das Chanten von heiligen Mantras mit praktischen Beispielen

Anschließend gab es noch eine Session exklusiv für Lehrer und Referenten, die wir als Audiomitschnitt ebenfalls aufgezeichnet haben.

Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich an Christian Fauth von Kreitmayr, Cornelia Lieske und Georg Salditt für die Einladung, die gute Unterbringung und für ihr Vertrauen bedanken. Ein Dank auch an alle anderen Referenten und Lehrer für die schöne gemeinsame Zeit.

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Synagoge Görlitz, oben links die Zehn Gebote

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Synagoge Görlitz, die einzige nicht niedergebrannte Synagoge während der „Reichskristallnacht“ 1938

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Das Halawa mit Kirschsoße war der Burner, fand auch unser Freund Fabrizio, ein Deutsch- und Religionslehrer aus Rom

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Oben links: Ausflug nach Görlitz; Unten rechts: Das Kloster St. Marienthal erbaut in der Barockzeit

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Oben rechts: Organisationsleiter Christian Fauth von Kreitmayr von der St. Ursula Schule, Hannover, bei seiner Begrüßungsrede

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Oben links: Gruppenfoto aller Referenten und Lehrer; Oben rechst: Schwester Anna, eine der wenigen Nonnen des Kloster St. Marienthal; Unten: Ausflug nach Görlitz

 

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