Weltweite Protestaktion erreicht Berlin
Indische Botschafterin erhält "Letter of Request" zur Rettung des heiligen Flusses Yamuna
Von MOHINI PRIYA DEVI DASI
✍ Eine Woche nach den traditionellen Janmasthami-Feierlichkeiten* richteten Repräsentanten der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKCON) zusammen mit diversen Umweltschutzorganisationen und einigen hinduistischen Gemeinden Protestbriefe bezüglich der dramatischen Situation des indischen Flusses Yamuna an die Indischen Botschaften verschiedenster Länder. Darunter auch an die Botschaften der Vereinigten Staaten, Deutschlands, Großbritanniens und den Sitz der EU in Brüssel.
Wegen der zunehmenden Abwassereinleitung der Millionenmetropole Delhi und dem daraus resultierendem Frischwassermangel zählt der Fluss bereits heute zu den am meisten gefährdeten Gewässern des Planeten. Anlässlich des 66-jährigen Jubiläums indischer Unabhängigkeit wurde von Aktivisten der ISKCON, der Association Kurukshetra Inbound School Of Yoga, der Köllner Afghan Hindu Kulturgemeinschaft, und der vedischen Kulturgesellschaft Stuttgart ein Protestbrief an die Indische Botschafterin Sujatha Singh in Berlin gerichtet.
Dabei riefen sie die Indische Regierung auf, sich an die 1998 gefällte Entscheidung des Obersten Indischen Gerichtshofes zu halten, die erklärte:
1. Abwässer sollen in Zukunft geklärt und nicht mehr in der Yamuna entsorgt werden.
2. Die Staaten, die der Fluss durchquert, sind für einen konstanten Gehalt an natürlichem Frischwasser und somit für das ökologische Gleichgewicht der Yamuna verantwortlich.
Singh nahm sich ausreichend Zeit, um das Anliegen der Delegation anzuhören. Sie habe bereits von der Yamuna-Problematik Wind bekommen und wolle sich nun mehr Zeit nehmen, um den Sachverhalt tiefer zu hinterfragen.
Der Brief lautete wie folgt:
„Schweren Herzens bitten wir Sie, Ihre Aufmerksamkeit auf die Notlage des Flusses Yamuna zu richten. Ursprünglich war die Yamuna enorm wichtig für die Wasserversorgung ihrer Durchflussstaaten und nach wie vor pilgern Millionen von Menschen jährlich an ihre Ufer, um religiöse Riten zu vollziehen. Die alten Schriften Indiens verehrten den Strom als die erhabene Göttin Yamuna. Des Weiteren zeugen traditionelle und zeitgemäße Kunst und Musikfestivals, ja sogar die Indische Nationalhymne von der enormen Bedeutung des Flusses für den Subkontinent. Die Yamuna ist zusammen mit der Ganges Teil eines enormen Kulturerbes, welches Indien als Land einzigartig macht. Nichtsdestotrotz wurde die Yamuna flussabwärts von Delhi von Seiten des UN HABITATs offiziell als „tot“ erklärt.“
Studien haben gezeigt, dass 97% des Yamunawassers aus dem natürlichem Flussbett abgeleitet werden, bevor es Delhi überhaupt erreicht. Einem Bericht der Indischen Abwasserkontrollbehörde zufolge befindet sich „fast kein frisches Wasser“ mehr in diesem Teil des Flusses.
Trotz der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes und trotz zahlreicher privater und öffentlicher Aufforderungen, wurden nur wenige der notwendigen Schritte in die Tat umgesetzt. Es handelt sich um einen ökologischen Skandal historischen Ausmaßes verknüpft mit einer sozialen und religiösen Tragödie.
Millionen von Bürgern sehen den Fluss als kulturelles Erbe oder als verehrungswürdige Göttin. Durch die Tatsache, dass durch Millionen Liter Abwasser und durch unnatürliche Abzweigung enormer Wassermengen das ökologische Gleichgewicht in einem derartigem Ausmaß verändert, ja geradezu zerstört wird, fühlen sich viele Menschen in ihren spirituellen und traditionellen Emotionen verletzt, die eigentlich eine Lebensweise im Einklang mit Gott und dessen Schöpfung fordern.
In Folge dessen werden tausende internationale Pilger, die den Fluss jährlich besuchen, von ihrem heiligen Bad abgehalten. Ganz abgesehen davon, das heilige Yamunawasser zu trinken. Hierbei würden sie enorme gesundheitliche Risiken auf sich nehmen, die auf Grund des giftigen Cocktails aus toxischen Abwässern auch tödlich enden können. Viele Menschen werden somit ihrer unersetzbaren religiösen Riten beraubt.
In dem als heilig angesehenen Land Braj-Vrindavan findet man heutzutage nicht mal einen einzigen Tropfen des kostbaren Yamunawassers.
Die Überreichung des Protestbriefes an die Indischen Botschafter wurde von gewaltigen Demonstrationen in Mathura, Krishnas Geburtsort in Braj-Vrindavan, begleitet, um auch die Unterstützung der unmittelbaren Anwohner des Flusses zu demonstrieren.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die offizielle Save-Yamuna-Website www.saveyamuna.org (Englisch)
Weiterer Linktip: Umweltschutzprojekt Yamuna (Bhakti-Yoga-Zentrum Hamburg) (Deutsch)
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* Janmasthami = Der Erscheinungstag Krishnas, ein offizieller Hindu-Feiertag.
Vielen Dank an Christian Moll für die Übersetzung ins Deutsche!
Am 15. August, den Indischen Unabhängigkeitstag, überreichte die ISKCON-Delegation bestehend aus Krishna Chaitanya Dasa, Nikunja Vasini Devi Dasi, Dr. Goyal Mahendra und dem Gour-Ni-Times-Redakteur Paramshreya Dasa der indischen Botschafterin Sujatha Singh den Protestbrief zur Rettung des Yamuna-Flusses.
© Alle Fotos von Peter Gustafson
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Und für alle Musikfreunde hier das legendäre TULSIBEATZ-Video „Yamuna, der heilige Strom“
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Category: Aktivismus, Events, ISKCONews, Mohini Priya Devi Dasi, Musik, Politik