Schafe hüten im KZ Theresienstadt

Doris Grozdanovičová erzählt Ihre tragische Lebensgeschichte und erhält eine Bhagavad-gita

| 13. Oktober 2015 | 0 Kommentare

Während einer Bildungsreise (Anfang Oktober 2015) trafen wir im Kloster St. Marienthal (Ostritz) die Jüdin Doris Grozdanovičová, eine der wenigen und letzten Holocaust-Überlebenden des berüchtigten Konzentrationslagers Theresienstadt (CZ). Es war Freundschaft auf dem ersten Blick. Wir baten die inzwischen 90jährige Tschechin, uns ihre dramatische Lebensgeschichte zu erzählen. Das Thema „Holocaust“ ist vielleicht das schwierigste, welches auf der Welt möglich ist, besonders für die Deutschen. Doris sagte uns ganz ehrlich, dass sie aufgrund ihrer schrecklichen Erlebnisse den Glauben an Gott verloren hatte. Nun, was soll man dazu sagen als Nicht-Holocaust-Überlebender? Ich denke, man muss dafür einfach Verständnis haben. Dennoch war Doris überraschend positiv und lebensbejahend. Auch war sie sehr an unserer Präsentation des Hinduismus und des Krishna-Bewusstseins interessiert und stellte viele Fragen.

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Shivatma Dasa im Gespräch mit Doris Grozdanovičová im Kloster St. Marienthal bei Görlitz

So sprachen wir zum Beispiel über Karma und warum so viele SS-Schergen entkommen und untertauchen konnten. Als ich Doris erklärte, dass nach dem Reinkarnations- und Karma-Prinzip alles Glück und Leid früher oder später wieder ausgeglichen wird, hatte ich den Eindruck, dass sie sich mit dieser Weltanschauung anfreunden konnte. Jeder nicht zur Rechenschaft gezogene NS-Verbrecher muss in einem nächsten Leben genau das erfahren, was er anderen Menschen in diesem Leben an Leid zugefügt hat. Für Doris schien dieser Gedanke eine leichte Zufriedenstellung zu sein.

Sie sagte uns, sie glaube zwar nicht an Gott, aber dafür an gute Taten und an gute Menschen. Wir sagten ihr, dass Krishna Menschen lieber mag, die zwar offiziell nicht an ihn glauben, dafür aber göttlich handeln. Krishna mag diese Menschen lieber als solche,  die offiziell an Gott glauben, aber überhaupt keine göttlichen Taten vollbringen. Damit war sie einverstanden. Mit großer Wertschätzung nahm sie von uns eine Bhagavad-gita entgegen, bestand sogar auf eine Widmung und lud uns für ein Wochenende nach Prag ein.

Hier kann man sich unser Gespräch in voller Länge anhören.

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Vom 15. bis 18. Lebensjahr hütete Doris Grozdanovičová die Schafe auf dem Gelände des KZ Theresienstadt. Durch Glück konnte sie ihren Mantel behalten, auf denen sichtbar der Judenstern draufgestickt war (siehe Foto). Unzählige KZ-Häftlinge sind in der Winterkälte erfroren.

Ihre Lebensgeschichte kann man sich auch als MP3-Download anhören

Weitere Infos zum Leben von Doris Grozdanovičová

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Category: Diverses, Interreligiös, Krishna und die Welt, Menschen, MP3-Vorträge, Shiva & Param

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