Der Hexen- und Nazi-Verdacht

Wie man sich durch Denunzierung eine weiße Weste verschafft

| 12. November 2014 | 2 Kommentare

141112-hexe

In den letzten Jahren ist mir immer wieder aufgefallen, dass man hierzulande schnell darin ist, jemanden als Nazi zu verunglimpfen. Das Zielobjekt solcher Denunzierung ist meistens jemand mit einer unbequemen Meinung. (Spontan fällt mir Eva Herman ein, oder jetzt auch Xavier Naidoo.)

Vor einigen Hundert Jahren gab es in Deutschland die so genannte Hexenverfolgung. Damals beschuldigte man Frauen, die mit altbewährten Heilkräutern zum Wohle der Gesundheit arbeiteten, der Hexerei, also als Leute, die mit dem Teufel einen Bund geschlossen haben. Es gab damals zahlreiche „wissenschaftliche Methoden“, um herauszufinden, wer eine Hexe ist und wer keine Hexe ist. Eine Methode war es zum Beispiel, eine verdächtigte Frau mit einem besonderen Verfahren in einem See oder Fluss zu ertränken. Wenn die Frau den Test überlebte, wusste man, dass hier übernatürliche Kräfte mit im Spiel waren, oder, mit anderen Worten, dass es sich um eine Hexe handelte. Diese Frau wurde dann anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wenn die Frau den Test nicht überlebte, wusste man, dass sie keine Hexe gewesen war. Das Dorf konnte dann beruhigt sein, dass der Teufel nicht Einzug erhalten hatte.

Die Menschen in der damaligen Zeit waren ständig voller Angst, nicht plötzlich selbst als Hexe oder Ketzer verdächtigt zu werden. Was war nun das beste Mittel, um ja nicht ins Visier von Verdächtigungen zu geraten? Antwort: Man beobachtete einfach ständig seine Nachbarn. Wenn einem etwas ungewöhnliches auffiel, zum Beispiel, dass die Nachbarsfrau mit ihrer schwarzen Katze sprach, dann meldete man dies sofort dem Inquisitor der örtlichen Dorfkirche. Durch diese Denunzierung verschaffte man sich das Image, ein guter Christ zu sein, und zog sich selbst aus dem Fadenkreuz eventueller Ermittlungen.

Im Dritten Reich wurde häufig mit ähnlichen Methoden gearbeitet. Es kam sogar vor, dass Kinder ihre eigenen Eltern bei der Polizei denunzierten. Auf diese Weise blieb man stets ein lupenreiner Nationalsozialist. Auch stand eine zügige Beförderung zum Gauleiter in Aussicht.

Sogar im DDR-Regime bespitzelten sich Nachbarn gegenseitig im Auftrag der Stasi. Auf diese Weise versuchten viele Menschen unbescholtene Bürger zu bleiben.

Heute hat man anstatt des Hexenverdachts den Naziverdacht erfunden.

Was gibt es heute schlimmeres in unserer Gesellschaft als wenn man zum Nazi gebrandmarkt wird? Willst du um jeden Preis niemals als Nazi verdächtigt werden? Hier ist die Methode: Behalte deine Mitbürger stets im Auge! Solltest du feststellen, dass einer von ihnen eine politisch inkorrekte Meinung vertritt, werde sofort aktiv! Wenn jemand zum Beispiel Kritik an unser gegenwärtiges Banken- und Zinssystem äußert, vermute dahinter sofort eine braune Gesinnung! Ein solcher Kritiker ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Nazi! Und sobald jemand offiziell als Nazi gebrandmarkt wurde, zum Beispiel in der Zeitung oder in der Tagesschau, dann heule sofort mit den Wölfen! Je lauter du heulst, desto weißer wird deine Weste!

Auch ein Hare Krishna sollte sich nicht wundern, wenn er schon morgen als Nazi denunziert wird. Schließlich ist er ein regelrechter „Ozean voller unbequemer Meinungen“. Er ist gegen Fleischessen, gegen Abtreibung, gegen Drogenkonsum, gegen Glücksspiel, gegen den Urknall, gegen Tierversuche, gegen Atomkraft, gegen Genfood, gegen die Pharma-Mafia, gegen die Evolutionstheorie und und und. Er ist gegen Neid, Gier, Zorn, selbstzentrierter Lust, Illusion und Verrücktheit.

Und noch schlimmer: Er ist für Mitgefühl, Rücksichtnahme, Barmherzigkeit (sogar gegenüber Tieren), Wahrhaftigkeit, Reinheit, Solidarität, Bescheidenheit, Frieden und Naturheilkunde, Er ist für die Festigung der Familie, Schutz der Mutter, Schutz der Kuh, Schutz der Natur, Schutz der Brahmanen, Alten, Armen und Schwachen, und – nicht zu vergessen – er ist für Gott, den er Krishna nennt. Gerade Letzteres stellt sich oftmals als sehr problematisch für unsere heutige, atheistisch ausgerichtete Gesellschaft heraus.

Somit gilt meine Botschaft an alle meine Krishna-Freunde: Wundert euch nicht, wenn Ihr schon morgen als Nazis verunglimpft werdet! Es gibt hierfür zwei Hauptgründe:

1.) In den meisten Fällen tun die Denunzianten dies nur, um selbst nicht ins Visier potentieller Verdächtigungen zu geraten – eine aus dem Mittelalter übrig gebliebene Psychologie.

2.) Ein Vaishnava, ein Geweihter Krishnas, übt durch sein eigenes Leben und durch seine Worte ständig Kritik an unserem gegenwärtigen, materialistisch ausgerichteten Gesellschaftssystem. Er gilt als unbequemer Bürger mit einer oftmals politisch inkorrekten Meinung. ❉

Autor: Phillip Trier Rabe (Paramshreya Dasa)

Bild: Verbrennung einer Hexe in Willisau (Schweiz), 1447, Quelle: Wikipedia

* * * * *

Auch interessant in diesem Zusammenhang:

Tags: ,

Category: Politik, Shiva & Param, Straight Talk

Kommentare (2)

Trackback URL | Comments RSS Feed

  1. Shiva & Param Shiva & Param sagt:

    Hier eine Doku über Hexenverfolgung im 15., 16. und 17. Jahrhundert in Spanien und Deutschland.

    http://youtu.be/X5XbYDg5KVo

  2. Radicaltruth sagt:

    Alle Ehre sei Srila Prabhupada!

    Bevor ich hier etwas kontern will möchte ich Euch noch ein Frohes Fest wünschen!

    Eva Herman hat bei Ihrer Aussage nicht berücksichtigt, dass Hitlers Familienpolitik den Anschein des Zusammenhaltes und Mutterführsorge nur vorgab um das futuristische Denken der Menschen einzuschränken.
    Das selbe trifft für Xavier Naidoo zu der bestimmt kein „Nazi“ ist aber nicht versteht, dass jedes System zum scheitern verurteilt ist und somit alle Ideale verachtungswürdig sind.

    Die Kette der Vetternwirtschaft zieht sich quer durch die Weltkriege und wurde bis heute nicht unterbrochen bzw. gesprengt.
    Der Drittereichszirkus (Fußball, Nationalfeiertage, Konzerte, Großevents usw.) den wir jedes Jahr aufs neue erleben tankt die Banken auf und füttert u.a. Pharma und Kriegskasse.
    Sobald man dem Aufruf dieser „Billigbudenbesitzer“ folgt fängt man an sich, seine Ideale und die Nächstenliebe aufzugeben. Anders ist es nicht möglich sich anzupassen und da mitzumachen.

    Hexen waren teilweise gut bewandelt im Umgang mit Giftstoffen die nicht selten für Morde eingesetzt wurden welche lange Zeit ungeklärt blieben da die Forensik damals noch nicht so weit war.
    Andererseits war die Ermordung dieser Frauen und auch Männer wie in allen bisherigen Systemen üblich ein Vorwand bzw. „Gesetz“ welches es den regierenden ermörglichte „legal“ zu Morden.
    Die Aussage, dass das Mittelalter „DAS dunkle“ oder „unwissende“ Zeitalter war ist natürlich Unsinn. Denn auf die heutige Zeit gesehen hat sich vom Prinzip her nichts geändert – jetzt wird sogar mit legalem Selbstmord geworben.

    Ist es nicht schlimmer einen Menschen als Demon zu bezeichnen als ihn Nazi zu nennen?!

    Wenn ich also gegen einen Systemgegner aktiv werde bin ich kein Nazi? Bundeswehr & Co. sind aus nationalidiolgischer Kriegsführung entstanden. Dann müsste ich ja für Krieg sein um kein Nazi zu sein….

    Wieso sollte jemand ein „Nazi“ sein wenn er gegen das Banken- und Zinssystem ist? Hat das die Pegida gesagt ;-)? Wie kommt man nur auf sowas?
    Im Gegenteil die „Nazis“ haben sich ihr „1000-jähriges“ Reich (ein perfider Funktionsapperat) weltweit erfolgreich aufgebaut – sicherlich nicht ganz so wie sie es wollten aber pervers genug (moderne Sklaventreiberei immer noch ganz aktuell). Wieso sollten sie also dagegen sein? Neonazis und Pegida sind nur billiges Schießpulver welches letztlich vom Winde verweht.

    Ein Nazi ist jemand der unbequeme aber wahre Thesen vertritt!? Wohl eher bequem und falsch oder….

    Wenn ein Devotee in die Situation kommt in der er als Nazi bezeichnet wird bekommt er einfach nur den Spiegel vorgehalten da er im geheimen noch etwas Nationalstolz oder dergleichen im Geiste mit sich schleppt.

    HARE KRISHNA & liebe Grüße

Schreibe einen Kommentar!

banner ad