Yes He (really) Can

Krishna, vom Widerspruch zum Paradox

| 13. Februar 2014 | 0 Kommentare
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Sri Krishna, der auch Yogeshvara, der Meister aller Mystik genannt wird – Künstler: Govinda Dev Das, Simhachalam, Bayerischer Wald – fängt dort an, wo Andy Warhol einst aufgehört hat…

Kann Krishna in Seinem eigenen spirituellen Reich bleiben und gleichzeitig das gesamte materielle Universum durchdringen? Kann Er sogar gleichzeitig  in Seiner spirituellen Gestalt auf dieser Erde erscheinen? Die Sri Isopanisad, eine Jahrtausende alte vedische Schrift, sagt „Yes He Can“!

Dies ist ein spirituelles Paradox, welches durch die Allmacht Krishnas möglich ist. In den Mantras 4 und 5 der Isopanisad wird diese göttliche Mystik sehr treffend zum Ausdruck gebracht:

 

 

anejad ekaṁ manaso javīyo
nainad devā āpnuvan pūrvam arṣat
tad dhāvato ’nyān atyeti tiṣṭhat
tasminn apo mātariśvā dadhāti

„Obwohl Er stets in Seinem eigenen Reich weilt, ist Er schneller als der Gedankenblitz und niemand übertrifft Ihn beim Laufen. Nicht einmal die mächtigen Halbgötter können sich mit Ihm messen. Er gebietet über diejenigen, die für Luft und Regen sorgen. Er überragt alle an Vortrefflichkeit!“

tad ejati tan naijati
tad dūre tad v antike
tad antar asya sarvasya
tad u sarvasyāsya bāhyataḥ

„Der Höchste Herr geht und doch geht Er nicht. Er ist weit entfernt, und doch ist Er auch ganz nah. Er befindet sich innerhalb aller Dinge, und doch weilt Er auch außerhalb aller Dinge.“

(Sri Isopanisad, Mantra 4-5)

Krishna ist der Ursprung aller Energien. Alle Energien sind gleichzeitig eins mit und verschieden von Ihm. Wenn man dieses tattva, diese Wahrheit, versteht, kann man auch das oben genannte Paradox verstehen. Erst wenn wir Gott nicht mit unseren eigenen begrenzten Maßstäben bewerten, können wir seine „unbegreifliche Allmacht begreifen“.

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Künstler: Govinda Dev Das, Simhachalam, Bayerischer Wald

Ebenso sorgt Krishna durch das kosmische dharma (Gesetz) dafür, dass alle Lebewesen, die karmischen Reaktionen ihrer vergangenen guten und schlechten Handlungen empfangen. Dies wird in den ersten Versen der Isopanisad eingehend erklärt.

īśāvāsyam idam sarvaṁ
yat kiñca jagatyāṁ jagat
tena tyaktena bhuñjīthā
mā gṛdhaḥ kasya svid dhanam

„Der Höchste Herr beherrscht und besitzt alle sich bewegenden, lebenden und sich nicht-bewegenden, leblosen Dinge im Universum. Der Mensch sollte deshalb nur die Dinge nehmen, die er wirklich braucht und die ihm als Anteil zur Verfügung gestellt wurden. Er sollte nicht nach anderen Dingen trachten, weiß er doch, wem sie gehören.“

kurvann eveha karmāṇi
jijīviṣec chataṁ samāḥ
evaṁ tvayi nānyatheto ’sti
na karma lipyate nare

„Handelt der Mensch immer auf diese Weise, kann er danach streben, Hunderte von Jahren zu leben, denn so wird er niemals vom Gesetzt des Karma verstrickt. Eine andere Alternative gibt es für ihn nicht.“

asuryā nāma te lokā
andhena tamasāvṛtāḥ
tāṁs te pretyābhigacchanti
ye ke cātma-hano janāḥ

„Der Mörder der Seele, wer immer es sein mag, muss eingehen in die Welten der Ungläubigen, die als die Planeten der Finsternis und Unwissenheit bekannt sind.“

(Sri Isopanisad, Mantra 1-3)

Die Sri Isopanishad, eine der wichtigsten Upanisaden der Veden ie kann bei uns für 8,- EUR + Versandkosten bestellt werden.

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Wenn man sich an dieses oben beschriebene „Isavasyam-Prinzip“ hält, kann man ein glückliches und langes Leben führen und auf einen glückverheißenden Bestimmungsort nach dem Tode rechnen. Wenn man hingegen anderen Lebewesen ihren von Krishna zugesprochenen Anteil wegnimmt, ebnet man sich den Weg in ein höllisches Leben, da man anderen verkörperten Seelen Schmerzen zufügt.

Krishna ist also nicht direkt für das Leid der Lebewesen verantwortlich, sondern die Lebewesen sind es selbst. Durch die von Ihm festgelegten Naturgesetze sorgt Krishna dafür, dass die Lebewesen Leid erfahren, wenn diese sündvoll gehandelt haben, Er ist aber niemals für deren Sünden verantwortlich. Die Lebewesen bekommen in diesem oder in einem zukünftigen Leben genau das Leid, welches sie anderen Lebewesen zugefügt haben. Somit hat Gott keinen kontroversen Charakter. Er ist wie ein völlig neutraler Richter, der die Bürger entsprechend des allgemein bekannten Gesetzes gerecht belohnt und bestraft. Allen Bürgern sind die wesentlichen Gesetze bekannt; wenn sie sich nicht daran halten, ist es nicht die Schuld der Regierung. Obwohl Krishna also dafür sorgt, dass jeder seine eigenen süßen und bitteren Früchte erntet, hat er mit dem jeweiligen Ergebnis nichts zu tun.

Das gütige Wesen Gottes kommt besonders in den letzten Versen der Isopanisad zum Ausdruck, wo der Autor um Zuflucht und Barmherzigkeit bittet und die Aussicht in Betracht zieht, dass Sich Krishna an alle begangenen frommen Taten des Gottgeweihten erinnert und ihn von den Reaktionen all seiner Sünden befreit. Auch wird deutlich, dass Gott eine Person ist, zu der man eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen kann. Diese glückliche Beziehung kann hergestellt werden, wenn das Lebewesen eine demütige Haltung annimmt, so wie der betende Gottgeweihte in der Isopanisad es tut.

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Category: Krishna und die Welt, Shiva & Param, Vedische Klassiker

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