Was ist „Krishna West“?

Das Mission Statement einer neuen Bewegung

| 26. September 2013 | 2 Kommentare

130925-jaladuta1„Ich bin besonders deshalb in euer Land gekommen, um euch diese gute Botschaft zu überbringen. Denn wenn ihr sie annehmen werdet, das heißt, wenn ihr in der Lage seid, diese Wissenschaft des Krishna-Bewusstseins zu verstehen, werden andere Teile der Welt euch nachfolgen, und das Gesicht der Welt wird sich verändern. Das ist eine Tatsache.“

 

– Sri Srimad A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, Ohio State Universität, 1969.

In den Sechziger Jahren befand sich die gesamte westliche Welt in einer Umbruchphase. Besonders die junge Generation protestierte nicht nur gegen den damals wütenden Vietnamkrieg, sondern lehnte sich gegen das gesamte „Establishment“ ihrer Väter und Großväter auf. Es war die Zeit der „Sexuellen Befreiung“, die Zeit, in der alte Paradigmen radikal in Frage gestellt wurden. Man interessierte sich für Indien, Gurus, Bewusstseinserweiterung und LSD. Genau in dieser Ära rief Srila Prabhupada die Hare-Krishna-Bewegung ins Leben, die sich rasch von New York nach Kalifornien und dann über die ganze Welt verbreitete.

Der Gründer der ISKCON, Srila Prabhupada, war der Überzeugung, dass, wenn er die Menschen in der westlichen Ländern für die Botschaft des Krishna-Bewusstseins gewinnen könnte, die ganze Welt diesem Beispiel nachfolgen würde. Von dieser Idee beseelt, segelte er im hohen Alter von 69 Jahren mit einem Frachter von Kalkutta nach New York, um dort, in den USA, die Verbreitung des Krishna-Bewusstseins zu starten. Am 26. September 1965 legte der Frachter in Boston an, also genau heute vor 48 Jahren.

Ein Zeitfenster wurde geschlossen

Viele Methoden, die damals zur Popularität des Krishna-Bewusstseins beigetragen haben, funktionieren heute nur noch wenig. Viele Mitglieder der ISKCON fragen sich heute, was die genaue Ursache dafür ist. Warum verbreitet sich die Hare-Krishna-Bewegung im Jahre 2013 nicht genauso schnell wie im Jahre 1975?

Wenn wir die heutige Zeit mit den Sechziger und Siebziger Jahren vergleichen, stellen wir fest, dass sich damals eine gesamte Generation mit Flower Power, psychedelischen Drogen und bunten indischen Gewändern beschäftigte, während dies heute nur noch einer kleinen Randgruppe vorbehalten ist. Die „Hare-Krishna-Jünger“, wie man sie damals in den deutschen Zeitungen nannte, trafen mit ihren exotischen Kostümen, den kahlrasierten Köpfen, den duftenden Räucherstäbchen und geheimnisvollen Zimbel-Klängen genau den Puls der Zeit.

Leider stehen heute immer noch viele ISKCON-Mitglieder unter dem Eindruck, man müsse Krishna-Bewusstsein in der Öffentlichkeit haargenau so präsentieren, wie man es in den Sechziger und Siebziger Jahren getan hat. In dieser herkömmlichen Präsentation war man stets darauf bedacht, möglichst alles indisch erscheinen zu lassen: Indische Kleidung, indische Küche, indische Musik und und und. Viele ISKCON-Mitglieder haben nicht bemerkt, dass dieses Zeitfenster schon längst an uns vorüber gegangen ist. Durch die modernen Medien sind wir mit der Faszination des Fernöstlichen schon längst vertraut, ja vielleicht sogar überfüttert. Beim Stichwort Indien denken viele Leute nicht mehr an langbärtige Gurus, geheimnisvolle Tempelglocken oder qualmende Räucherstäbchen, sondern an schmutzige Slums, überfüllte Callcenter und tragische Gruppenvergewaltigungen. Einzig mit der Marke „Indien“ kann man die Menschen heute nur noch wenig beeindrucken.

Krishna-Bewusstsein kann in der modernen Gesellschaft nur dann Einzug finden, wenn die zeitlose Praxis des Bhakti-Yoga in ihrer Essenz verstanden wird – eine Praxis, die sich in jedem Kulturkreis dieser Welt universell anwenden lässt, besonders in der westlichen Welt.

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Hridayananda Dasa Goswami alias Dr. Howard Resnick

Mit diesen Tatsachen vor Augen kommt seit geraumer Zeit eine immer größer werdende Zahl von ISKCON-Mitgliedern zu der Überzeugung, dass die magische Ära, in welcher man die Öffentlichkeit mit indischen Bräuchen, Klängen und Trachten beeindrucken konnte, längst an uns vorbei gezogen sei. Es ist höchste Zeit, sagen sie, die Präsentation des Krishna-Bewusstseins der heutigen Welt anzupassen!

Zu diesen Mitgliedern gehört auch ein langjähriger und hoch angesehener spiritueller Meister der ISKCON namens Hridayananda Dasa Goswami (auch als Dr. Howard Resnick bekannt). Im Jahre 1969 schloss er sich der Hare-Krishna-Bewegung an, wurde im Jahre 1978 ein einweihender ISKCON-Guru und machte in den 1990er Jahren den schnellsten Doktor-Abschluss in der Geschichte der Harvard Universität.

Seit rund einem Jahrzehnt arbeitet Hridayananda Dasa Goswami daran, eine „Bewegung in der Hare-Krishna-Bewegung“ ins Leben zu rufen, eine Initiative, die auf alle unnötigen orientalischen Bräuche und Präsentationen bewusst verzichtet. Vielmehr soll die Präsentation dem westlichen Kulturverständnis angeglichen werden – ohne dabei die Essenz des Krishna-Bewusstseins zu verwässern.

Seit wenigen Tagen gibt es für diese Bewegung nun auch einen offiziellen Namen:

Krishna West.

Dazu wurde von Hridayananda Dasa Goswami ein offizielles Leitbild verfasst, auch als „Mission Statement“ bekannt. Hiermit wird dieses Leitbild auf der Gour-Ni-Times Website erstmals in Deutsch veröffentlicht:

 

Krishna West – Mission Statement

Von Hridayananda Dasa Goswami

Krishna West ist eine spirituelle Bewegung, die der Welt durch das Lehren und Praktizieren fortgeschrittenen spirituellen Wissens aus alten Texten wie der Bhagavad-gita und dem Srimad-Bhagavatam dient. Kaum eine Abhandlung über die Philosophie und Praxis des Yoga ist so alt und hochgeschätzt wie die Bhagavad-gita. Sie erläutert, dass wir alle ewige spirituelle Wesen sind. Wir haben immer existiert und werden immer existieren. Nur unser zeitweiliger Körper wird geboren und stirbt. Wir sind durch die Reaktionen auf unser weltliches Handeln gebunden (Karma) und wandern durch viele Leben, bis wir unsere ewige Identität als Seelen sowie unsere liebende Beziehung zu einem unendlich schönen, allwissenden und ewig jugendlichen Gott, Krishna, eindeutig begreifen. Krishna West lehrt den zeitlosen, nicht konfessionsgebundenen Pfad des bhakti-yoga, der Hingabe zu Gott und allen Seelen. Die Bhagavad-gita beschreibt bhakti-yoga als die höchste Stufe des spirituellen Yoga.

Wir nennen diese Bewegung Krishna West, weil wir alles uns Mögliche tun, um bhakti-yoga für westliche Menschen einfach, relevant und angenehm zu gestalten, ohne auf irgendeine Weise die Reinheit und Kraft einer glorreichen alten Tradition in Frage zu stellen, zu verwässern oder zu verringern. Wir tun dies, indem wir die wesentliche spirituelle Lehre und Praxis in ihrer Gesamtheit anbieten, ohne dass es dabei für die Lernenden und Praktizierenden erforderlich wäre, eine neue kulturelle Identität anzunehmen, die aus nicht erforderlicher östlicher Kleidung, Küche, Musik usw. besteht. Die Menschen im Westen brauchen und verdienen die Chance, echtes bhakti-yoga innerhalb einer externen Kultur zu praktizieren, die für sie komfortabel und natürlich ist.

Krishna West ist Teil der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein, der „Hare Krishna-Bewegung“, die von Srila Prabhupada gegründet wurde. Krishna West ist eine „Bewegung in der Bewegung“. Wir streben danach, der westlichen Welt mit einem intelligenten, angemessenen und überkonfessionellen spirituellen Aktivismus zu dienen. Dieser Aktivismus soll, gepaart mit spiritueller Weisheit, wirkungsvoll die Probleme sowohl der sozialen und wirtschaftlichen Gerechtigkeit als auch der globalen Umwelt ansprechen und schlussendlich zur Befreiung vom materiellen Dasein führen. Unsere Vision, dass jedes Lebewesen ein ewiger Teil Gottes ist und daher unserer Liebe würdig ist, bildet die Grundlage unserer Herangehensweise an Gerechtigkeit, Umwelt und Erleuchtung.

130925-krishna-west2Wir laden Interessierte herzlich dazu ein, sich über Krishna West zu erkundigen, sich an seiner spirituellen Substanz zu erfreuen und uns dabei zu helfen, diesem Planeten durch weitreichende Programme zu dienen, die in einer kollegialen Atmosphäre gegenseitiger Unterstützung durchgeführt werden.

 

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Karl Schimkowski, M.A.

 

Mehr Informationen über „Krishna West“ findet man auf Hridayananda Dasa Goswamis offizieller Website

www.acharyadeva.com

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Category: Aktivismus, Autoren, Hridayananda Dasa Goswami, Interreligiös, ISKCONews, Krishna West, Prabhupada, Shiva & Param

Kommentare (2)

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  1. Hayagriva das sagt:

    Habe mir in den letzten Tagen die ganzen aufgezeichneten Telefongespräche mit Hrdayananda Dasa Goswami stückchenweise durchgehört. Dazu gibt es zusätzlich grundlegende vier Aufzeichnungen von Bir Krishna Goswami, der viele Jahrzehnte mit Hrdayananda Dasa Goswami zusammenarbeitet, und kurze Infos gibt, was mit Krishna West gemeint ist. Die eigentlichen Kurztelefonate mit Hrdayananda Dasa Goswami und Paramsreya Prabhu als Zuhörer sind 14 an der Zahl, zwischen 5 und 20 min. jeweils, die wiederum in zwei Aufzeichnungen zu je ca 75 min zusammen gefügt sind.

    Eine zentrale Aussage finde ich z.B. wenn Hrdayananda Dasa Goswami sagt, dass wir uns manchmal freuen fünf oder 7 neue Gott- geweiht(innen)en bekommen haben, und er meint er denkt eher in Schritten, wie Srila Prabhupada sich das gewünscht hatte, so um die 5000 bis 7000 pro Jahr neue Anhänger, und das ginge eben nicht im Sari und Dhoti dress und kurzgeschorenen brahmacari Köpfen, diese Option ist für reine Tempel devotees der Iskcon, …
    bei Krishna West soll es eben nicht diesen Kleiderzwang geben, aber trotzdem ordentlich (zugeknöpfte) Kleidung, was aber vielen neuen Mitgliedern reicht, beizutreten, die diese Barriere in der ISKCON nicht überschreiten konnten und wollten.

    Desweiteren gibt er die drei Grundprinzipien (unsere Philosophie, unsere Institution, und unseren sadhana) als nicht veränderbar an, was auch die Stimme Srila Prabhupada’s war. z.B. die New Vrindaban community mit KSw hatte seinerzeit alle drei geändert, und das ging auch prompt daneben. Also so eben nicht, und wir in der Iskcon sollten Krishan West als bereichernde Umgebung betrachten, diejenigen, die nach einiger Zeit tiefer in die Materie möchten, kommen dann wiederum zur ISKCON, so daß wir uns eher gegenseitig ergänzen als konkurrieren. Deswegen betrachtet er Krishan West als integrierte Einheit, wie eine eigene Abteilung, und nicht als etwas separates.

    Vielleicht wäre es gut, wenn Paramsreya Prabhu die Gespräche abtippen und übersetzen lässt, so daß wir das hier in einer Serie mal so nach und nach lesen können.

    • Shiva & Param Shiva & Param sagt:

      Lieber Hayagriva Prabhu, für deine schönen Erläuterungen und deinen Hinweis auf die Telefongespräche möchten wir uns herzlich bedanken!

      Hier sind die beiden Links:

      Teil 1:

      http://youtu.be/2EEO5_2HVdc

      Teil 2:

      http://youtu.be/X3q7l5L_E5w

      Deinen Vorschlag, den Inhalt dieser Gespräche ins Deutsche zu übersetzen, ziehen wir ernsthaft in Betracht! Sobald Wir Zeit finden, werden wir uns darum kümmern.

      Liebe Grüße von den Gournies 🙂

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