Wir waren gewarnt

Weltuntergang 2012 – Was sagen die Veden zum Maya-Kalender? Und welche Rolle spielt hier das Kali-Zeitalter?

| 14. Oktober 2012 | 2 Kommentare

Auch in den Veden ist von „kosmischen Jahreszeiten“ die Rede

Das Datum rückt näher. Tag für Tag.

Und immer wieder erhalten wir Leserbriefe, die uns auf den so genannten Maya-Kalender ansprechen, der angeblich den Weltuntergang für das Jahr 2012 ankündigen soll, genauer gesagt für den 21. Dezember 2012. Ja, es wurden in jüngster Zeit sogar monumentale Blockbuster* über dieses angebliche Ereignis gedreht. Was sagen nun die Veden zu einer solchen Behauptung?

Dann gab es einen Leser, der meinte, dass sich die vedische Zeitrechnung an einem Punkt wieder zurückdrehe – was sich für unsere Ohren schon fast ein bisschen abgedreht angehört hat. Meinte er etwa so eine Art Benjamin-Button-Effekt, nur eben für das gesamte Universum?!

Ein anderer Leser wollte wissen, auf welcher Wissensgrundlage die vedische Zeitrechnung aufgebaut sei und ob man dieser vertrauen könne. Hier ein paar von unseren Antworten:

Woher beziehen die Vaishnavas, die Geweihten Krishnas, ihr Wissen?

Der klassische vedische Vorgang, um zu Wissen zu gelangen, wird guru-sadhu-shastra genannt, also Wissen, das wir

1.    vom spirituellen Meister,
2.    von den Heiligen
3.    und vor allem von den Vedischen Schriften empfangen.

Das Gour-Ni-Times Magazin folgt ebenfalls dieser Methode. Für uns stellen die Vedischen Schriften die höchste Autorität des Wissens dar. Doch es ist nicht ausreichend, wenn wir die vedischen Texte ohne kundiger Führung studieren. Die Veden müssen von einer autorisierten Schülernachfolge (guru-parampara) erklärt und heruntergereicht werden. Nur dann können wir sie richtig verstehen. Dies wird auch von Krishna in der Bhagavad-gita bestätigt:

„Ich unterwies den Sonnengott, Vivasvan, in dieser uralten Wissenschaft des Yoga, Vivasvan lehrte es Manu, den Vater der Menschheit, und Manu, seinerseits, lehrte es König Ikshvaku. Auf diese Weise wurde das spirituelle Wissen durch die Kette der Schülernachfolge empfangen und die heiligen Könige erlernten es auf diese Weise.“

(Bhagavad-gita 4.1-2)

Die Veden sprechen von vier autorisierten Schülernachfolgen (sampradayas), die ihr Wissen ursprünglich von Krishna empfingen. Der ISKCON-Gründer A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada (1896-1977) gehört einer solch anerkannten Schülernachfolge an; und auch das Gour-Ni-Times Magazin folgt dieser Linie.

Wann begann genau das Kali-Yuga?

Laut Veden hat das Kali-Zeitalter vor rund 5000 Jahren begonnen. Die ergänzenden astronomischen Texte der Veden, Jyotisha genannt, geben uns Auskunft über eine seltene astronomische Planetenkonstellation:

Alle sieben Planeten, einschließlich der Sonne und des Mondes, können von einem Bewohner des indischen Subkontinents nicht am Himmel gesehen werden, denn alle diese Planeten befinden sich auf der anderen Seite der Erdkugel.

Diese seltene Konstellation stellt laut Jyotisha-Veda den Beginn des Kali-Zeitalters dar; und genau diese Gestirnsposition existierte in der Nacht (von Indien aus gesehen) des 18. Februar des Jahres 3102 v. Chr. Viele moderne Astronomen haben mit Hilfe von Computern und fachspezifischer Software Berechnungen durchgeführt und kamen zu einer stark ähnlichen Zeitangabe. (Wer darüber mehr erfahren möchte, ein interessantes Buch über diese Berechnungen ist Vedic Cosmography and Astronomy von Dr. Richard Thompson.) Dieses Datum wird auch von dem berühmten Astronomen namens Vimala Prasada Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakura (1875-1937) in seinem renommierten Werk Surya Siddhanta bestätigt. Bhaktisiddhanta Sarasvati sollte später der Guru von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada werden.

Über die Zeitrechnung der Ureinwohner Amerikas herrschen heutzutage viele unterschiedliche Meinungen. Foto: Brian Bell, Süd-Kalifornien

Kosmische Jahreszeiten

Das Srimad-Bhagavatam (auch bekannt als Bhagavata-Purana) wird als „die reife Frucht am Baum des vedischen Wissens“ bezeichnet und von allen vier Vaishnava-sampradayas als Standard für autorisiertes Wissen anerkannt. In diesem Werk wird berichtet, dass es einen Zyklus von vier Zeitalter gibt: Satya, Treta, Dvapara und Kali. Man kann diese vier Phasen als kosmische Jahreszeiten bezeichnen, denn sie wiederholen sich, wie der Zyklus der vier Jahreszeiten. Nirgends wird gesagt, dass sich der Kreislauf wieder zurück bewegt, nachdem das Kali-Yuga abgeschlossen ist. Am Ende des Kali-Yugas folgt immer wieder das erste Zeitalter, das Satya-Yuga, genauso, wie nach einem Winter immer wieder der Frühling beginnt. Dies wird im Srimad-Bhagavatam, 3. Canto, 11. Kapitel genau beschrieben:

„Maitreya sprach: O Vidura, die vier Zeitalter bezeichnet man als das Satya-, das Treta-, das Dvapara- und das Kali-yuga. Die Gesamtdauer dieser vier Zeitalter entspricht 12.000 Jahren der Halbgötter.“

(Srimad-Bhagavatam 3.11.18)

Wie kommt das Srimad-Bhagavatam nun auf die Übertragung von 432.000 Erdenjahre für das Kali-Zeitalter? Dazu heißt es im selben Kapitel:

„Zwei Sonnenläufe bilden einen Tag und eine Nacht der Halbgötter, und diese Verbindung von Tag und Nacht entspricht einem vollständigen Kalenderjahr des Menschen.“

(Srimad-Bhagavatam 3.11.12)

„Die Dauer des Satya-Zeitalters entspricht 4800 Jahre der Halbgötter; die Dauer des Treta-Zeitalters entspricht 3600 Jahre der Halbgötter; die Dauer des Dvapara-Zeitalters entspricht 2400 Jahre, und die des Kali-Zeitalters beträgt 1200 Jahre der Halbgötter“

(Srimad-Bhagavatam 3.19.19)

Man muss diese Zahlen immer mit 360 (Erdenjahre) multiplizieren. Dann kommt man beim Kali-Yuga auf die Dauer von 432.000 Jahren unserer Zeitrechnung.

Der Maya-Kalender. War einfach nur nicht mehr Platz auf der Platte, um über das Jahr 2012 hinaus zu berichten? Foto: Simon Heit, Hollywood, USA.

Biblisches Alter

Auch wird in den Veden davon gesprochen, dass die Menschen im Satya-Yuga bis zu 100.000 Jahren alt wurden, Im Treta-Yuga wurden sie bis zu 10.000 Jahre alt, im Dvapara-Yuga bis zu 1000 und im Kali-Yuga werden die Menschen nur noch bis zu 100 Jahren alt, Tendenz absteigend.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass viele bedeutende Persönlichkeiten des frühen Alten Testaments eine durchschnittliche Lebensdauer von 800 bis 1000 Jahren gehabt haben. (Von hier stammt auch der Ausdruck des „Biblischen Alters“). Mit anderen Worten, diese Persönlichkeiten lebten mit großer Wahrscheinlichkeit noch am Ende des Dvapara-Yugas. Heute werden die meisten Menschen tatsächlich nicht älter als 100 Jahre.

Kosmischer Bewusstseinswandel

Wie dem auch sei, von einem Ende der Welt für das Jahr 2012 wird im Srimad-Bhagavatam jedenfalls nichts berichtet. In dieser Hinsicht können wir Deutungen, dass im Maya-Kalender angeblich von einem Weltuntergang gesprochen wird, beruhigt als haltlose Spekulation betrachten.

Es kann natürlich sein, dass das Jahr 2012 eine Art kosmisches Schaltjahr darstellt und dass der Maya-Kalender eine Zeitphase erwähnt, in welcher es zu einer kosmischen astrologischen Veränderung in der Atmosphäre kommt. Weiter möchten wir aber an dieser Stelle nicht spekulieren. Tatsache ist, dass sich immer mehr Menschen für spirituelle Themen interessieren, dass immer mehr Menschen zu Vegetariern werden und dass immer mehr Menschen nach völlig neuen Alternativen Ausschau halten, wie wir in einer Gesellschaft glücklich und im Einklang mit der Natur leben können.

Die Altargestalten des Pancha-Tattva in Mayapur. Diese fünf Avataras erschienen vor 524 Jahren, um ein goldenes Zeitalter einzuläuten.

Diese Vorstellung eines kosmischen Bewusstseinswandels lässt sich auch mit den vedischen Prophezeiungen vereinbaren. Im Srimad-Bhagavatam und in anderen Texten wird davon gesprochen, dass zu dieser Zeit ein so genanntes Goldenes Zeitalter für zehntausend Jahre eingeläutet wird. Diese Zeitphase hat vor 500 Jahren mit dem Erscheinen Sri Chaitanya Mahaprabhus begonnen und befindet sich inmitten der 432.000 Jahre des Kali-Yugas. Während dieser Zeit werden die Menschen auf der ganzen Welt den heilige Name Gottes singen und von destruktiven und sündvollen Handlungen Abstand nehmen. Dieser Wandel geschieht aber nicht plötzlich von heute auf morgen, wie manche Leute irrtümlich glauben, sondern er geschieht ganz allmählich – wie der Wechsel der Jahreszeiten.

_____

* „Wir waren gewarnt“ ist ein Untertitel des von Regisseur Roland Emmerich gedrehten Filmes 2012

Bildquelle:The Bhaktivedanta Book Trust & ParamARTma for Gour-Ni-Times; Brian Bell; Simon Heit; remembermayapur.com
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Einladung zu unserer Veranstaltung am 27. Oktober 2012 in Hannover. Mehr Infos hier

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Category: Diverses, Krishna und die Welt, Shiva & Param

Kommentare (2)

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  1. joe_bln sagt:

    Schön das Thema mal komplett beschrieben zu bekommen! Eindeutig und klar erklärt. Ich selber rede mit dem gleichen Argumenten über dieses Thema. Astronomisch und Mathematisch waren die Mayas der heutigen Wissenschaft mindestens ebenbürtig.Und wie gesagt, der Kalender der Maya spricht nirgends von einem Weltuntergang, sondern von einer Zeitenwende. Und die ist ja , wie im Artikel erwähnt, überall spürbar. Und wer auf den Tag des 21.12. stiert begreift nicht was gemeint ist. Den am 21.12 (Winteranfang) schneit es auch nicht plötzlich, sondern mal geht der Winter im November los und mal erst ende Januar. Und bei der Dauer des Goldenen Zeitalters innerhalb des Eisernen Zeitalter von 10.000 Jahren kann man sagen das wir grade am Anfang der Zeitenwende stehen. Und sicherlich bäumen sich die dunklnen Kräfte grade jetzt massiv dagegen auf. Das wird dennoch nicht den Plan Gottes verhindern. Da bin ich sehr zuversichtlich. Einer der schönsten Phase der Menschheit steht bevor. Menschen werden in großen Massen mit einem heutzutage unvorstellbaren hohen Bewusstsein auf diesem Planeten weilen. Die Kultur wird ungeahnte Blüten hervorbringen, Wissenschaft und Medizin auf einen endlich wirklich hohen Niveau sind nur die Randerscheinungen dabei, man wird sich verwundert die Augen reiben wen man auf diese dunkle Zeit heute blickt. Ich habe schon seit Jahrzehnten Träume aus dieser Zukunft, und ich kann es einfach nicht fassen was auf diesem Planeten vor sich geht wen ich dann morgens erwache. Unfassbar! Danke lieber Krishna, Danke liebster Gauranga, den das hat niemand von uns verdient !

    Jay Srila Prabhupada & hare krishna

    P.s. : Vielen Dank an Günter Stückemann für diesen hochwertigen informativen Beitrag !!!

  2. Günter Stückemann sagt:

    Vor ein paar Jahren habe ich gerne die Gelegenheit wahrgenommen, mir das Thema „Maya Kalender“ einmal in einem längeren Vortrag und aus einer unaufgeregten Perspektive zu Gemüte zu führen. Ich kann mich zwar nicht mehr an alle Details erinnern, auch der Name des Vortragenden ist mir leider entfallen, dennoch sind mir einige Dinge deutlich hängen geblieben, und die möchte ich hier teilen.
    Zum ersten: Das Datum 21.12.2012 beruht auf falschen Berechnungen. Das wahre Datum des Auslaufen des Maya Kalenders ist bereits im Oktober. Das Datum Sonnenwende ist aber leichter zu merken und wird deshalb fleissig weiter abgeschrieben, besonders von denen, die aufregende Geschichten erfinden, weitererzählen und ausschmücken mögen, also einem Prozess folgen, der für Nachfolger der vedischen Kultur mit „Wissenserwerb“ nicht viel zu tun hat. Das Ergebnis dieses Prozesses ist zwar auch „Wissen“, aber eben kein autorisiertes Wissen, da die Quelle nicht absolut ist; und wer kann sauberes Wasser aus einer unsauberen Quelle schöpfen?
    Zweitens: Es gibt 3 Maya – Kalender, die bei den Maya gleichberechtigt nebeneinander standen.
    Einer davon gleicht unserem Kalender recht genau, das heisst er beschreibt das Sonnenjahr sehr exakt. Dieser Kalender war den Maya immer der unwichtigste, er wurde eigentlich nur zum Zahlen der Steuern benutzt. Dieser Kalender läuft nicht aus.
    Der zweite Kalender beschreibt die Abläufe von Tages / Monats und Jahresqualitäten, vergleichbar etwa mit den unterschiedlichen, die menschliche Gemütslage beeinflussenden Schwingungsqualitäten im Tierkreis oder unter Einfluss der Planeten. Hier haben die Maya drei „Zahnräder“ beschrieben, von denen das eine das andere antreibt. Wer solch einen Prozess einmal beobachtet hat, der weiss, das sich das erste Zahnrad recht zügig dreht, das dritte am Ende aber eher langsam. Ich erinnere mich auch noch, dass die Rhythmen hier nicht unserem Monats- und Jahresrhythmus entsprechen, sondern weit darüber hinaus gehen. Jedem der Zähne dieser Räder ist eine bestimmte Schwingungsqualität zugesprochen und aus der Kombination dieser Schwingungsqualitäten wurden von den kundigen Weisen die günstigen Termine für Heiraten / Aussaaten oder sonstige wichtige Unternehmungen ermittelt. Auch dieser Kalender läuft nicht aus.
    Der dritte Kalender ist der Schöpfungskalender, und das ist derjenige, der für die Weltuntergangsgeschichten herangezogen wird. Dieser ist symbolisiert in der neunstufigen Maya – Pyramide, die die „neun Stufen der Schöpfung“ symbolisch abbildet. Die erste beschriebene Stufe der Schöpfung beginnt vor ca. 4,5 Mrd. Jahren, also zu einem Zeitpunkt, an dem die heutigen Naturwissenschaftler den Beginn der Existenz der Erde vermuten, und die letzte Stufe der Schöpfung endet in der Tat im Jahr 2012. In jeder dieser sich über den gesamten Prozess deutlich beschleunigenden Entwicklungsstufen wird eine bestimmte Bewusstseinsqualität von den Wesen entdeckt, entwickelt und durch die Krise und Heilung zur Reife geführt. Nur: Dass das Ende des Schöpfungsprozesses auch ein Ende der Schöpfung sein soll, ist zumindest von den Maya nirgendwo beschrieben. Was würde es auch für einen Sinn machen, das Produkt, wenn es gerade fertig entwickelt ist, direkt in den Mülleimer zu werfen? Wer macht denn sowas? – Intelligente Wesen sicherlich nicht.
    In diesem Sinne: Wundert Euch nicht, wenn auch der nächste angekündigte Weltuntergang, genau wie 1977 und 2000, und auch der, den die Urchristen „unmittelbar bevorstehen“ sahen, wieder nicht stattfindet; viele Menschen erzählen gerne Geschichten und es gibt ebensoviele Leute, die gerne Geschichten erfinden; Geschichten mit Dramatik sind dabei immer besonders gerne genommen.
    Ach, würden diese Menschen doch alle auf die Idee kommen, wenn sie dramatischen Geschichten hören wollen, sich das Mahabharata auf Youtube anzusehen und gegebene Geschichten, wie die aus dem Bhagavatam und der Gita wertzuschätzen, statt permanent neue zu erfinden und so stets im Sud des eigenen Geistes zu schmoren.
    Wir hätten eine bessere Welt.
    Glaub ich.
    Aber gut, was nicht ist kann ja noch werden. Meinen – zugegeben bescheidenen – Segen hätte diese Entwicklung sicher.
    Hare Krishna

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