Nrisimhadeva

Der Avatar des Halb-Mensch-Halb-Löwen erscheint wieder

| 29. April 2012 | 1 Kommentar

Neue Podcast-Episode über den Narasimha-Avatar:

120429-narasimha-vedavox

Nachdem Nrisimhadeva aus der Säule hervorkam, entbrannte ein heftiger Kampf mit dem Dämon.

Einige Leser mögen sich fragen, wer oder was dieses eigentümliche Wesen denn überhaupt sein soll. Die Antwort finden wir in Jahrtausende alten Schriften, den Veden.

Dieser Nrisimhadeva (übersetzt „halb-Mensch-halb-Löwe“) ist ein Avatar Vishnus, eine Inkarnation Gottes, die vor vielen Millionen von Jahren in diesem Universum erschien. Wie es dazu kam? Das erzählt in Kurzform die folgende spannende Geschichte:

Es gab einmal einen sehr herrschsüchtigen Dämon namens Hiranyakashipu. Dieser Dämon wollte selbst das höchste und mächtigste Wesen im Universum sein. Mit anderen Worten, ein alter Klassiker: Er wollte Gott werden! Dies gedachte er zu erreichen, indem er sich erst einmal unsterblich machte. Mit dieser Unsterblichkeit, so sein Plan, wollte er darauf das gesamte Universum terrorisieren und schließlich unter seine absolute Kontrolle bringen.

Da aber alles in dieser Welt seinen Preis hat, musste Hiranyakashipu etwas dafür tun. So ließ er sich in einem einsamen Gebirgstal nieder, um sich dort große Bußen und Entsagungen aufzuerlegen. Er stellte sich auf seine Zehenspitzen, hob die Arme ausgestreckt nach oben und verharrte in dieser Stellung für Tausende von Jahren. Durch bestimmte Yoga-Techniken war er in der Lage, ohne Wasser und Nahrung zu existieren. Nach einiger Zeit entdeckten Ameisen seinen regungslosen Körper und so entstand bald um seinen Körper herum ein großer Ameisenhaufen. Stück für Stück nahmen die Insekten den Körper des Damöns auseinander. Doch der entschlossene Hiranykashipu verharrte weiter in seiner Meditationsstellung und ertrug alle Drangsal. Schließlich wurde seine Askese so gewaltig, dass eine unerträgliche Hitze aus seinem Kopf hervorging, eine Hitze, die langsam das gesamte Universum auf eine immer höher werdende Temperatur aufheizte. So wurden auch die Wesen auf den höheren Planetensystemen allmählich von dieser Hitze belästigt. Schließlich wurde es so heiß, dass sich die Halbgötter an ihren Anführer namens Brahma, dem Schöpfer des Universums wandten. Er sollte etwas dagegen unternehmen. Brahma erkannte sofort die genaue Ursache dieser Hitze und so flog er auf seinem Schwan-Flugzeug zu dem Gebirgstal, in welchen sich der Dämon aufhielt und seiner Askese widmete. Brahma bat ihn, sofort mit dieser tapasya (Entsagung) aufzuhören. Er war auch bereit, dem Dämon als Gegenleistung jeden nur erdenklichen Wunsch zu erfüllen.

Auf diesen Augenblick hatte Hiranyakashipu gewartet. „Ja“, sagte er, „gib mir folgende Segnung: Ich möchte unsterblich werden!“

Brahma erwiderte jedoch: „Diesen Wunsch kann ich dir leider nicht erfüllen, da ich selbst nicht frei vom Einfluss des Todes bin.“

Hiranyakashipu hatte eine solche Antwort erwartet. Er hielt sie jedoch eher für eine billige Ausrede, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen.

„Dann lasse mich von keinem Tier, Mensch, oder Halbgott getötet werden! Und auch von keiner Waffe! Weder soll mir am Tag noch in der Nacht der Tod begegnen! Auch möchte ich weder auf der Erde, noch in der Luft getötet werden! Und ich möchte weder drinnen noch draußen sterben!“

Mit der Erfüllung dieser aufmerksam formulierten Segnung würde Hiranyakashipu praktisch auf Umwegen die Unsterblichkeit erlangen, darin war er sich zumindest sicher.

Brahma war erstaunlicherweise damit einverstanden. Und so segnete er den Dämon mit „tat astu – So sei es!“

Hiranyakashipu bekam daraufhin einen wunderschönen und zugleich monströs starken Körper. Sofort begann er das gesamte Universum zu tyrannisieren und zu erobern. Er stürzte sogar Indra, den König der Halbgötter, von seinem Thron und schließlich gab es praktisch niemanden mehr (außer den alldurchdringenden Gott Selbst), der ihm etwas entgegensetzen konnte.

Doch wie es das Schicksal so wollte, bekam Hiranyakashipu einen Sohn, der ausgerechnet ein Vaishnava, ein großer Geweihter des Herrn sein sollte. Sein Name war Prahlada. Dieses Kind war ständig in Meditation über Sri Vishnu, der Persönlichkeit Gottes versunken. Seinem dämonischen Vater gefiel das natürlich überhaupt nicht, da Sri Vishnu als letzte Person auf seiner Liste stand, die er noch nicht besiegt hatte. Er wollte seinem Sohn Prahlada diese tiefe Hingabe zu Gott abgewöhnen und so ließ er ihn von zwei sehr befähigten Lehrern in materialistischen Wissenschaften ausbilden. Doch wie sehr sich die Lehrer in ihren Deprogrammierungsmethoden auch bemühten – Prahlada gab seine Hingabe zu Vishnu nicht auf. Im Gegenteil, er begann sogar zu seinen Schulkameraden die Herrlichkeiten des Herrn zu predigen. Das machte Hiranyakashipu dermaßen wütend, dass er beschloss, seinen eigenen Sohn zu töten.

Aber, siehe da! Was der König der Dämonen auch versuchte, aus irgendwelchen mysteriösen Gründen konnte er seinem Sohn nichts anhaben. Hiranyakashipu ließ den kleinen Prahlada Gift geben und von Bergspitzen herunterstürzen. Dann versuchte er ihn von Elefanten zertrampeln zu lassen. Danach versuchte man das Kind mit Speeren zu durchbohren und als das nichts half, warf man ihn in siedendes Öl. Aber was man auch anstellte, all diese Tötungsversuche fügten Prahlada weder Schmerzen noch Verletzungen zu. Niemand wusste, dass er insgeheim von Sri Vishnu persönlich beschützt wurde.

Als der Dämon erkannte, daß er seinen Sohn nicht eliminieren konnte, da dieser mit einer höheren Kraft ausgestattet war, bekam er es mit der Angst zu tun. So fragte er ihn eines Tages in seiner Palasthalle: „Sag, mein Sohn, von welcher Quelle bekommst du deine Kraft?“

Der kleine Prahlada erwiderte ohne Umschweife: „Ich erhalte meine Kraft von derselben Quelle, von der auch du deine Kraft empfängst.“

(Mit anderen Worten, von Gott.)

Daraufhin wurde der Dämon wild vor Zorn. Er zog sein Schwert und ging auf Prahlada zu.

„Wo ist dein Gott jetzt, wo ich dir gleich den Kopf abschlage?“

„Er ist überall!“

„Ist Er auch in dieser Säule?“

Mit einem Fausthieb schlug der Dämon auf eine der großen Palastsäulen ein. Kaum war das geschehen, hörte man ein immer lauter werdendes Getöse und ein markerschütterndes Brüllen, welches direkt aus derselbigen Säule hervordrang. Hiranyakashipu bekam den Angstschweiß und umklammerte sein Schwert. Schließlich zersprang die Palastsäule in sämtliche Einzelteile und eine schrecklich aussehende Gestalt, die noch niemals zuvor gesehen wurde, kam aus der Säule hervor. Es war Sri Nrisimhadeva, die Persönlichkeit Gottes, in einer Form, die zur Hälfte einem Menschen und zur anderen Hälfte einem gefährlichem Löwen ähnelte. Er hatte scharfe Zähne und lange spitze Nägel und Er brüllte so laut, dass man es im ganzen Universum hören konnte.

So sah das Ende des Dämons aus. Nrisimhadeva steht auch für den Inbegriff des „Göttlichen Horrors“.

Ein furchtbarer Kampf entbrannte zwischen dem Dämon und dem Höchsten Herrn. Säulen stießen um und Kronleuchter krachten zu Boden. Hollywood müsste wohl alle Register ziehen, um diese Schlacht realistisch nachzuspielen. Nach einer Weile des heftigen Kämpfens, wollte der Herr dem Dämon schließlich ein Ende setzen. So nahm Nrisimhadeva den bösen Vater Prahladas auf Seinen Schoß und riss ihm brüllend mit Seinen scharfen Nägeln die Gedärme aus dem Leib, um sich diese wie eine Girlande um den Hals zu hängen.

Während Er den Dämon tötete, hielt Er sich erstaunlicherweise an alle Segnungen Brahmas! Wir erinnern uns! Nrisimhadeva war weder ein Mensch, ein Tier oder ein Halbgott – Er war eine undefinierbare Verschmelzung aus Mensch und Löwe. Er tötete den Dämon auch nicht mit einer Waffe, sondern mit Seinen bloßen Nägeln. Auch wurde Hiranyakashipu weder drinnen noch draußen, sondern auf der Schwelle des Palasttors getötet. Sobald jemand auf der Schwelle einer Tür steht, kann man nicht genau sagen, ob er sich nun drinnen oder draussen befindet. Auch tötete Er ihn werder am Tag, noch in der Nacht, sondern in der Abenddämmerung. Und darüber hinaus wurde der Dämon weder auf der Erde, noch in der Luft, sondern auf dem Schoß des Herrn getötet!

Wie diese Geschichte weiter geht, kann man im Siebten Canto des Srimad-Bhagavatam nachlesen.

* * * * *

Am kommenden Wochenende ist es soweit! Auf Simhachalam, dem einzigen Narasimha-Tempels Deutschlands (und vielleicht Europas), feiern die Krishna-Geweihten das alljährliche Erscheinungsfest von Nrisimhadeva. Alle Menschen sind herzlich eingeladen. Nähere Informationen erhält man auf der Internetseite von Simhachalam www.simhachalam.de!

Jeden Morgen und Abend finden Tempelzeremonien statt und der Herr wird von den Priestern neu geschmückt

Der idyllische Tempel Simhachalam liegt mitten im Bayerischen Wald und betreibt auch ökologische Landwirtschaft

Besonders im Frühling ist Simhachalam ein wunderschöner Ort

„Divali“, das Fest der Tausend Lichter

Die beliebte Abhishekha-Zeremonie, bei der Nrisimhadeva geduscht und gebadet wird

Während des Festivals gibt es ein buntes Kulturprogramm wie hier mit Theater

Der Herr lässt Seinen reinen Geweihten Prahlada auf Seinem Schoß Platz nehmen

Tags: , ,

Category: Autoren, Bücher, Events, MP3-Vorträge, Shiva & Param, Vedische Klassiker

Kommentare (1)

Trackback URL | Comments RSS Feed

Sites That Link to this Post

  1. Erscheinungstag von Narasimha – Raphael Reisender | 29. April 2018

Schreibe einen Kommentar!

banner ad