„Es ist eben dein Karma“

Welchen Einfluss haben wir auf das Hier und Jetzt?

| 11. April 2012 | 2 Kommentare

Oft wird Karma als etwas verstanden, wo es überhaupt keine Möglichkeit mehr gibt, an seiner Situation etwas zu ändern. Das ist aber nicht ganz richtig.

Laut der Bhagavad-gita, dem wichtigsten Buch der Veden, bedeutet Karma, dass man genau die entsprechenden Reaktionen auf eine seiner vergangenen Handlungen bekommt – ähnlich wie das Gesetz von Ursache und Wirkung, welches der berühmte Physiker Sir Isaac Newton entdeckt hat. Hierbei kann die ursprüngliche Handlung aber auch schon in einem früheren Leben stattgefunden haben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir im Hier und Jetzt keine Freiheit mehr haben, sprich völlig unserem Schicksal ausgeliefert sind. Wenn wir denken, dass wir unser jetziges und zukünftiges Dasein nicht mehr bestimmen können, haben wir das Gesetz des Karma falsch verstanden.

Sir Isaac Newton (1642-1726)

Ein kurzes Beispiel: Angenommen ich steige in ein Flugzeug, Linie Frankfurt-Madrid. Sobald ich in der Maschine sitze und sie abgehoben hat, kann ich an der Destination “Madrid” nichts mehr ändern. Hier muss ich mich also mit meinem Karma abfinden, das heißt, aus irgendwelchen Gründen bin ich in diese Maschine eingestiegen (ursprüngliche Handlung) und es ist nun unausweichlich, dass ich in Madrid und nicht in Rom oder Paris landen werde. Trotzdem habe ich während des Fluges noch eine Menge Freiheit: Ich kann mich mit Alkohol in den Koma trinken oder ich kann eine herzkranke Oma helfen oder dem Steward an den Hals springen und ihn mit einer Gabel lebensbedrohlich verletzen. Die Art meines Verhaltens bestimmt, wie ich in Madrid aussteige, also, ob ich als normaler Passagier, als Held oder als Trunkenbold aussteige oder ob ich sogar als Terrorist von der Polizei abgeholt werde.

Das Gesetz des Karma beschreibt also einmal eine Situation, an der man nichts verändern kann, aber auch einen Spielraum, in welchem man durchaus Einfluss auf die Gegenwart und Zukunft ausübt.

Leider wird dieses Gesetz selbst von vielen Hindus nicht mehr richtig verstanden, ja, sogar häufig missbraucht, um soziale Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen.

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Category: Autoren, Krishna und die Welt, Shiva & Param

Kommentare (2)

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  1. Ted.Arnhold sagt:

    Hallo,
    danke – endlich einmal eine gute, einfache Beschreibung des Natur(?)-gesetzes.

    Jedoch lege ich einen etwas anderen Schwerpunkt, wenn ich das Karma-Prinzip erkläre:

    Zweck der Übung ist, Einfühlung und Verbundenheit herzustellen.

    Wenn ich unverbunden bin, kann ich recht leicht Leid bei anderen versursachen. Gerate ich aber später in eine ähnliche Situation, nur jezt als „Leidender“, erfahre ich, wie das ist.

    Wenns gut läuft, schaffe ich es, den Zusammenhang herzustellen zwischen den Leid-Beifügen und dem Leid-Erfahren – und zwar geistig und emotional; ich hätte dann ein „Thema“ erledigt. Ich glaube, dass wir mit einer Reihe von zu bearbeitenden „Themen“ auf die Welt kommen.

    Ich glaube übrigens nicht, dass man mit positivem Verhalten Karma abarbeiten kann. Das wäre so, als wenn man eine schlechte Zensur in Mathe mit einer guten in Erdkunde ausgleichen könnte. Mathe kann man dann trotzdem nicht: Das Thema ist damit nicht bearbeitet/abgeschlossen.

    Liebevolle Grüße
    Euer Ted

  2. August Nebel sagt:

    Sehr schöner Beitrag mit wichtigen Informationen.
    Das Beispiel mit dem zuvor gebuchten Flug ist gut gewählt.

    Dank & viele Grüße

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