Nach 21 Jahren Kino-Zölibat gebrochen

Gour-Ni-Times' Aufbruch nach Pandora

| 10. Januar 2010 | 0 Kommentare

Bildquelle: © www.avatar-derfilm.de / Flickr, OfficialAvatarMovie

Seit 21 Jahren lebe ich im Kino-Zölibat, wobei ich mir – zugegeben – hin und wieder einen Hollywoodstreifen auf DVD angeschaut habe. Aber ins Kino, so dachte ich, kann man als ernsthafter Vaishnava nicht mehr gehen. Ich meine, mich zu erinnern, dass Srila Prabhupada irgendwo in seinen Büchern sagt, dass ernsthafte Vaishnavas ihre Zeit nicht mit Kinobesuchen verschwenden. Auch kritisierte Prabhupada öfters die sogenannten Cinema-Songs, wobei er damit wohl vorwiegend die kitschigen Bollywood-Schlager gemeint hat, die es in Indien anscheinend schon vor 50 Jahren gab. Somit habe ich seit 21 Jahren immer einen großen Bogen um jedes Kino gemacht; wobei es eigentlich dasselbe ist, ob man seine Zeit nun vor einer Kinoleinwand oder vor einem DVD-Gerät verschwendet.

Vor rund zwei Wochen schrieb mir unser Freund Gangadhara aus Bochum eine Skype-Nachricht, ich müsse mir unbedingt den Film Avatar anschauen! Und zwar im Kino! Und unbedingt mit einer 3D-Brille! Dieser Film sei das Beste, was er jemals auf einer Leinwand gesehen hätte. Auch sei der Film ziemlich Krishna-bewusst, so versicherte er mir.

So brach ich am vergangenen Montag das langjährige Kino-Zölibat, und ich muss sagen, dieser Film hat mich wirklich umgehauen. Falls Ihr die Gelegenheit habt, schaut Euch diesen Film an!

Der Inhalt des Films besteht aus 46% Srimad-Bhagavatam, aus 37% indianischer Natur-Religion und aus 17% Star Wars. Viele Ideen, die im Srimad-Bhagavatam, besonders im Fünften Canto beschrieben werden, findet man in diesem Film wieder. Regisseur dieses Meisterwerks ist der Macher von anderen namhaften Filmen wie Titanic und Terminator namens James Cameron, also jemand, der keine Kosten für eine überzeugende Performance scheuen musste. Das dreidimensionale Spektakel, das er auf die Leinwand hinbekommen hat, stellt alles, was in George Lukas’ Star-Wars-Episoden und im Herrn der Ringe gezeigt wurde, bei Weiten in den Schatten.

Eigenes Foto mit der Kamera auf die Leinwand im Kino

Auch die Geschichte ist umwerfend genial: Der junge, invalide US-Marine-Soldat Jake Scully wird im 22. Jahrhundert auf einen entfernten Stützpunkt geschickt, der sich auf einem Planeten namens Pandora befindet. Auf Pandora leben Wesen, die gleichzeitig an Urwald-Indianer und an eine celestiale Affenart erinnern, Affenwesen, ähnlich wie der berühmte Affengott Hanuman. Diese Wesen, Na’vi genannt, leben auf einem riesigen Baum, der mehrere Kilometer hoch ist. Von solchen Bäumen wird interessanter Weise im Fünften Canto des Srimad-Bhagavatam gesprochen. Auch gibt es auf Pandora schwebende Berge, deren Existenz ebenfalls in den Vedischen Schriften bestätigt wird. Sogar fliegende Dinosaurier findet man dort. Srila Prabhupada sagte einmal, dass die Dinosaurier zwar auf der Erde ausgestorben seien, dass sie aber durchaus auf anderen Planeten anzutreffen sind. Diese Aussagen wurden in dem Buch Leben kommt von Leben dokumentiert. Ob James Cameron ein solches Hare-Krishna-Buch irgendwann auf einem amerikanischen Flughafen gekauft hat?

Was haben nun die Menschen auf Pandora verloren? Normaler Weise werden in gängigen Science-Fiction-Filmen die Menschen immer von den Aliens bedroht, Aliens, die meistens sehr böse sind und gleichzeitig über eine hoch entwickelte Technologie verfügen. Man denke nur einmal an den Film Independence Day mit Darsteller Will Smith. Doch bei Avatar ist es diesmal anders herum. Die Menschen haben ihren eigenen Planeten bereits ziemlich heruntergewirtschaftet (woran man keinen Zweifel hat), und so suchen sie auf Pandora nach neuen Bodenschätzen, die sie dann zur Erde transportieren wollen, um sie dort für harte Dollar zu verkaufen. Durch Satellitenaufnahmen haben sie entdeckt, dass sich riesige Ressourcen eines begehrten Gesteins direkt unter dem mächtigen Baum befinden, auf dem die Na’vi leben.

Unsere Vaishnava-Freunde und Nachbarn Haladhara und Sascha mit 3D-Brille im Kino nach dem Werbeteil.

Allerdings kann der Mensch auf Pandora nicht atmen. Die Luft dort ist für ihn ein giftiges Gas, und so muss er entweder mit einer Gasmaske herumlaufen oder sich einer anderen, völlig neuen Erfindung bedienen – dem so genannten Avatar. Die Avatare sind in einem Labor gezüchtete Körper, die aussehen wie Na’vi, aber zur Hälfte aus Menschen-DNA bestehen. Durch ein besonderes technologisches Traumschlaf-Verfahren soll sich Jake, der Marine-Soldat, in einen solchen Avatar-Körper inkarnieren, dann Ausflüge in den Dschungel unternehmen und mit den Na’vi in Kontakt treten. Sobald er das Vertrauen der Pandora-Bewohner gewonnen hat, soll er sie von einer Umsiedelung überzeugen, damit die Menschen ungehindert den mächtigen Baum roden können und dann mit riesigen Bulldozern Zugang zu dem Ressource-Vorkommen erhalten. Jake gewinnt zwar das Vertrauen der Na’vi, bekommt aber im Laufe der Zeit immer tiefere Einsichten über die Erhabenheit ihrer Kultur. Die Na’vi haben vieles, was dem heutigen Menschen fehlt. Beispielsweise sind sie selbstgenügsam und naturverbunden. Sie gehen mit der Natur überaus respektvoll um und töten auf der Jagd nur dann, wenn es absolut sein muss. Unter Tränen entschuldigen sie sich bei erlegten Tieren und sprechen für sie Gebete. Ansonsten sind sie völlig gewaltlos und betrachten jeden Grashalm als heilig, da nach ihrem Verständnis alle Tiere und Pflanzen harmonische Teile eines alldurchdringenden, bewussten Gottes sind. Auch sind sie mit einer Art Siebter Sinn oder Überseele mit der ganzen Umwelt verbunden. In Jake entsteht zunehmend ein Konflikt und zu guter Letzt entscheidet er sich dafür, genau das zu verhindern, wofür er als Avatar hinausgeschickt wurde, nämlich die Umsiedelung der Na’vi und die Rodung des Baumes herbeizuwirken. Währenddessen werden die Geschäftsleute und Soldaten im Stützpunkt ungeduldig. Sie wollen nicht länger auf eine diplomatisch herbeigeführte Umsiedelung warten, sondern sind bereit, mit Waffengewalt die Rodung des Baumes durchzusetzen.

Mehr soll aber an dieser Stelle nicht verraten werden. Interessant ist, dass in diesem Film vedische Konzepte wie Reinkarnation und Seelenwanderung sehr anschaulich und spannend erklärt werden. Auch wird dem Zuschauer klar, dass der Fortschritt einer Kultur nicht anhand technologischer Errungenschaften zu messen ist, sondern dass tugendhafte Charaktereigenschaften die entscheidende Rolle spielen. Die Vorstellung, die Erde sei der einzige bewohnte Planet und die Menschen seien die Krone der Schöpfung, wird in diesem Film klar beseitigt.

Den Trailer und weitere Infos kann man sich hier anschauen: www.avatar-derfilm.de

Geschrieben von Paramshreya Dasa im Februar 2010

Im Srimad-Bhagavatam, ein 12-bändiges vedisches Monumentalwerk, wird der Aufbau des Universums mit den verschiedenen Planetensystemen und ihren Bewohnern lebendig erklärt.

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Category: Film-Rezensionen, Krishna und die Welt, Shiva & Param

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