Muss Deutschland indischer werden?

Über die Gefahr, das Wesentliche mit dem Unwesentlichen zu verwechseln

| 6. Oktober 2016 | 0 Kommentare

Bild: Thakur Doultani, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Srila Prabhupada sagte einmal, we should tax our brain how to increase this movement, wir sollten unser Gehirn zum Glühem bringen, wie wir diese Bewegung für Krishna-Bewusstsein am effektivsten verbreiten können.

Denken wir wirklich, dass wir die Deutschen mit indischer Kultur kolonialisieren können? Also dass irgendwann alle Leute in unserer Straße indische Tabla-Musik hören, Dhotis und Saris tragen und Chapatis mit Mango-Chutney essen?

Srila Rupa Goswami sagt im Der Nektar der Hingabe am Anfang des 6. Kapitels, dass es im Krishna-Bewusstsein essentielle Prinzipien gibt, die immer eingehalten werden müssen, und dass es weniger wichtige Details gibt, die je nach Zeit, Ort und Umstände verändert werden können. Es werden insgesamt zehn sehr wichtige und danach 64 weniger wichtige Prinzipien aufgelistet. Darüber hinaus gibt es noch die veränderbaren Details, die jeder für sich selbst herausfinden darf.

Zum Beispiel wird gesagt, dass es von essentieller Wichtigkeit ist, den Anweisungen eines spirituellen Meisters zu folgen. Wie man das jetzt genau macht, ist ein veränderbares Detail.

Nirgendwo wird jedoch eine bestimmte Art der Bekleidung, eine festgelegte Kochtradition oder ein bestimmter Musikstil unter diesen 10 + 64 Prinzipien erwähnt. Auch in der Bhagavad-gītā (700 Verse) oder im Śrīmad-Bhāgavatam (18.000 Verse) ist von solchen Regeln weit und breit nichts zu sehen.

Unglücklicherweise verwechseln wir in der ISKCON häufig die nebensächlichen Details mit den essentiell-wichtigen Prinzipien. Zum Beispiel hat in manchen Kreisen ein bestimmter Kleidungsstil einen unfassbar großen Stellenwert, der sogar soweit geht, dass man den Heiligen Namen Krishnas nicht vorsingen darf, nur weil man eine bestimmte (indische) Kleidungsvorschrift nicht beachtet. Man stelle sich vor, das Tragen indischer Kleidung ist plötzlich wichtiger geworden als das Chanten des Heiligen Namens! Sie wird plötzlich zur Bedingung, um den Heiligen Namen vorzusingen! Hier werden offensichtlich die Nebensächlichkeiten mit der Essenz verwechselt, völlig jenseits von Rupa Goswamis Anweisungen.*

Es geht natürlich nicht darum, ob Mango Chutney gut schmeckt oder nicht, sondern was wir den Menschen dort draußen kommunizieren. Geben wir den Leuten das Gefühl,

hey ihr müsstet eigentlich indisch werden, wenn ihr mitmachen wollt,

oder,

hey, ihr könnt getrost deutsch bleiben und gleichzeitig vollkommen Krishna-bewusst werden? **

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* Auch in den Śikṣāṣṭaka-Gebeten Lord Chaitanyas heißt es, nāmnām akāri bahudhā nija-sarva-śaktis – Es gibt keine strengen Regeln für das Chanten des Heiligen Namens.

** Das sagte Srila Prabhupada jedenfalls zu Sacinandana Swamis Vater, you can become Krishna-conscious in your suit and tie – Sie können Krishna-bewusst werden mit Anzug und Krawatte.

Category: Diverses, Krishna West, Shiva & Param

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