Unsere Vyāsa Pūjā Opferung 2016
"Geburtstagsbrief" zum 120sten Erscheinungstag
Lieber Śrīla Prabhupāda!*
Bitte akzeptiere unsere demütigen Ehrerbietungen! Alle Ehre sei Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura!
Seit 27 Jahren bin ich nun in der ISKCON, Deiner von Dir im Jahre 1966 gegründeten Institution, welche in diesem Jahre ihr 50jähriges Bestehen feiert. Ich habe in dieser Organisation viele Turbulenzen miterlebt, auch persönliches Leid erfahren oder gesehen, wie andere Mitglieder ebenfalls Leid erfahren haben (teilweise wesentlich größeres). Manchmal habe ich mich gefragt, ob das alles Sinn macht, warum ich mich für diese Institution überhaupt so stark gemacht habe und heute immer noch stark mache.
Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī, Dein spiritueller Meister und Gründer der Gauḍīya Maṭha, soll einmal gesagt haben, dass „eine religiöse Organisation ein unvermeidliches Unheil“ sei. Ich habe die Referenz noch nicht zu 100% geprüft, aber ich kann es mir gut vorstellen, dass er dies tatsächlich gesagt hat, und ich habe mir über diese Aussage in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht:
Hier ein paar Punkte:
1) Wäre die ISKCON niemals gegründet worden und hätte sich nicht systematisch der Verbreitung des Krishna-Bewusstsein gewidmet, wie hätte ich jemals etwas vom Krishna-Bewusstsein mitbekommen? Trotz des Leids, welches ich in der ISKCON erfahren habe, wäre meine Existenz mit Sicherheit wesentlich leidvoller und düsterer geworden, hätte ich niemals etwas von Karma, Reinkarnation und meiner ewigen Beziehung zur Höchsten Persönlichkeit Gottes Sri Krishna erfahren. Im Großen und Ganzen sehe ich nun einer ziemlich hellen Zukunft entgegen, in diesem und im nächsten Leben!
2) Im Kali-Yuga irgendetwas zu organisieren – und sei es auch für die nobelste Sache – ist immer mit unausweichlichem Leid verbunden. Ja, man könnte sagen, je tiefsinniger und nobler dieser Zweck ist, desto leidvoller kann es werden! Krishna-Bewusstsein ist bekanntlich kein gewöhnliches Hobby wie Briefmarkensammeln. Bei solchen weltlichen Hobbys tritt man einem Verein bei, verabredet sich hin und wieder mit Gleichgesinnten, ärgert sich auch mal über dieses und jenes und geht dann wieder nach Hause. Nein. Krishna-Bewusstsein findet auf allen Ebenen unseres Lebens statt – auf der Ebene der täglichen spirituellen Übung, auf der familiären Ebene, auf der beruflichen Ebene, auf der politischen Ebene… überall. Deshalb dringt das Glück und Leid auch überall ein, welches von der institutionellen Dynamik hervorgerufen wird, und kann unser Leben unter Umständen ganz schön durcheinander bringen.
3) Ohne Gemeinschaft ist es äußerst schwierig spirituelles Leben zu praktizieren. Für jede ernsthaftere Tätigkeit braucht man regelmäßig die Inspiration von Gleichgesinnten, und sei es auch nur für ein weltliches Hobby wie Briefmarkensammeln. Ohne solchen Austausch würde man irgendwann austrocknen und die Tätigkeit schon bald wieder an den Nagel hängen. Und dass dieser Austausch gleichzeitig nicht ganz ohne Missverständnisse stattfindet, sagt Königin Kuntī bereits im Śrīmad-Bhāgavatam (1.8.29) – bhūtānāṁ yan mithaḥ kaliḥ.
Schlussfolgerung: Ich muss mich wohl irgendwie mit diesen unerfreulichen Begleiterscheinungen einer religiösen Institution abfinden. Ja, am besten bringe ich mich aktiv mit ein (so gut ich eben kann), so dass diese religiöse Institution in Zukunft ein so wenig „unvermeidbares Übel“ wie möglich wird.
Deshalb möchte ich an diesem, deinen 120. Erscheinungstag und dem Jahr des fünfzigsten Institutionsjubiläums zu Dir beten, dass Du uns, deinen Nachfolgern, die spirituelle Kraft und Intelligenz zukommen lässt, wie wir als Gruppe, dieses „unvermeidbare Übel“, die ISKCON, zu einer blühenden Oase inmitten der Kali-Yuga-Wüste gestalten!
Und eine solche Oase ist die ISKCON ja auch bereits in vielerlei Hinsicht! Denn, wie es auf der schönen neuen iskcon.de-Website heißt, hat diese Religionsgemeinschaft weltweit bereits 602 Tempel und Zentren, 65 Öko-Farmen und -Dörfer, 54 Bildungseinrichtungen, 110 Vegetarische Restaurants und eine der weltgrößten vegetarischen Hungerhilfswerke hervorgerufen. Darüberhinaus wurden (und werden) Millionen von Büchern unter die Menschen gebracht, die gefüllt sind mit hochkonzentrierten spirituellem Wissen. Dies alles wird genährt von der enthusiastischen Zusammenarbeit von Menschen, die positiv und konstruktiv an diesem „unvermeidbaren Übel“ arbeiten.
Alle Ehre sei Dir, Śrīla Prabhupāda, dem Gründer-Acharya der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein!
Deine Diener aus dem GOUR-NI-TIMES Redaktionsbüro
Paramshreya Dāsa
Shivātma Dāsa
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* His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda wandelte von 1896 bis 1977 auf dieser Erde
Category: Prabhupada, Shiva & Param