Gebt Olympia einen sechsten Ring!

Haarsträubende Gemeinsamkeiten in Sport und Religion

| 6. August 2012 | 0 Kommentare

„Religion ist Opium fürs Volk“ sagte einst Karl Marx. Er war der Überzeugung, dass der Mensch nur im reinen Materialismus sein wahres seliges Glück finden würde – ein Materialismus, der für alle Menschen ohne Klassenunterschiede gleichmäßig aufgeteilt wird. Anstelle von Gott sollte der Mensch dem Staat und der Gemeinschaft seine ganze Aufmerksamkeit schenken, nach dem Motto „Einer für Alle / Alle für Einen“.

Ich gebe Marx teilweise Recht. Wenn Religion unwissenschaftlich, also nur schwärmerisch und fanatisch praktiziert wird, kann sie tatsächlich äußerst bizarre Formen annehmen. Eine missverstandene Religion kann dazu führen, dass sich Menschen gegenseitig unterdrücken, ausbeuten und tyrannisieren. Doch besteht die Lösung nun darin, Religion ganz und gar auszulöschen? Hat der radikale blanke Materialismus dem Menschen nicht noch größeres Unheil beschert? Fanden nicht im Namen der Evolutionstheorie, eine materialistische These, die von Ideologien wie dem Faschismus und dem Kommunismus dankbar aufgegriffen wurde, die größten Kriege, politischen Säuberungen und Völkermorde in unserer Geschichte statt? Somit können wir Marx heute getrost mit folgendem Gegenzitat antworten:

Materialismus ist Heroin für die Massen.

Das Bedürfnis, zu lieben, ja religiös zu lieben, ist eine natürliche Neigung des Lebewesens. Der Mensch hat immer die Tendenz, etwas, das größer ist als er selbst, zu verehren und zu lieben. Der Mensch möchte Teil von etwas Erhabenem, ja sogar Überirdischem sein. Wenn diese Liebe nicht in wissenschaftlich korrekter Form auf Gott gerichtet wird, kommt sie früher oder später in einer anderen, meist grotesken Gestalt zum Vorschein.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kult um den Fußball. Wir finden dort fast alle Elemente einer klassischen Religion wieder, nur völlig pervertiert. Während zum Beispiel der Christ Sonntag für Sonntag die Kirche besucht, so pilgert der Fußball-geweihte Samstag für Samstag zum Stadion, zur Sky-Kneipe oder immerhin zum Fernsehsessel und nimmt mit gebannter Aufmerksamkeit am Gottesdienst teil. Statt Kerzen zu entzünden und in ein Muschelhorn zu blasen, hält er andächtig sein Feuerzeug in den Abendhimmel oder bläst in eine Vuvuzela. Auch gibt es Lobgesänge ähnlich wie bei religiösen Zeremonien, das heißt, der Fußballfan singt voller Inbrunst Vereinshymnen, welche die angebliche Übermacht und Unsterblichkeit des Klubs beschreiben. Das Auto und die Wohnung eines Fußballfans werden mit allerlei Wimpel, Banner und Fahnen geschmückt. An den Wänden seiner Wohnung hängen die Abbilder der Ikonen und Propheten, sprich die Poster der Klubkicker und Nationalspieler. Während sich Millionen von Christen, Moslems und Hindus alle Jahre wieder am Petersdom, an der Kaaba oder am Ganges versammeln, pilgern Millionen von Schlachtenbummlern zur Berliner Fanmeile und fangen mit gefalteten Händen an zu weinen, wenn sich ihr erhoffter Heiland den Ball auf den Elfmeterpunkt zurechtlegt. Für den Fußball-Gottesdienst trägt man selbstverständlich auch die Kleidung eines Messdieners, sprich das Vereinstrikot mit Schal und Mütze. Ebenso finden wir im Fußballkult viele streng protokollierte Rituale, Zeremonien und Andachtsreden wie das Singen der Nationalhymne, die Pokalüberreichung oder die Pressekonferenz. Im Falle einer gewonnen Meisterschaft kämpft sich nicht, wie sonst gewohnt, ein Papa-Mobil durch jubelnde Menschenmassen, sondern ein gelb-schwarz angemalter Reisebus. Im Anschluss der Feierlichkeiten wird der Trainer nicht mit Milch und Weihwasser gebadet, sondern stattdessen mit Bier geduscht und mit Sekt getauft.

Leider kommt es nur selten zu einer „echten spirituellen Erfahrung“ wie zum Beispiel eine gewonnene Weltmeisterschaft. Die Deutschen warten nun schon seit 24 Jahren darauf, endlich wieder den Fußballhimmel betreten zu dürfen, die Engländer sogar schon seit 48 Jahren – denn diese Art der verzerrten Religion ist so beschaffen, dass nur eine Gruppe von Menschen diese ersehnte Glückseligkeit erfahren kann, nämlich nur dann, wenn dadurch eine andere Gruppe in tiefes Unglück gestürzt wird.

Der Nektar der Hingabe von Sri Srimad A.C.Bhaktivedanta Swami Prabhupada

Bereits der 500-Jahre alte Sanskrit-Klassiker namens Bhakti-Rasamrita-Sindhu, auch bekannt als Der Nektar der Hingabe, beschreibt auf wissenschaftliche Weise, wie wir Gott dienen und lieben können. Kraft dieses Wissens können oben genannte Verzerrungen unserer natürlichen Religionsveranlagung vermieden werden. Jeden Morgen lesen die Krishna-Geweihten ein paar Zeilen aus diesem Werk.

Schon im Vorwort kommt Srila Prabhupada, der dieses Buch erstmalig übersetzt hat, auf den Punkt:

„Das Grundprinzip des Lebens besteht darin, dass jeder die allgemeine Neigung besitzt, jemanden zu lieben. Niemand kann leben, ohne jemand anderen zu lieben. Diese Neigung ist in jedem Lebewesen vorhanden. Selbst ein Tier wie ein Tiger besitzt die Neigung zu lieben, wenn auch vielleicht in einem schlummernden Zustand, und es ist offenkundig, dass sie im Menschen ruht. Was jedoch fehlt ist der Punkt, auf den wir unsere Liebe richten können, so dass jeder glücklich werden kann. Gegenwärtig lehrt uns die menschliche Gesellschaft, unser Land, unsere Familie oder uns selbst zu lieben, doch niemand weiß, worauf diese Neigung zu lieben gerichtet werden muss, damit jeder glücklich werden kann. Der fehlende Punkt ist Krishna, und der Nektar der Hingabe lehrt uns, wie wir unsere ursprüngliche Liebe zu Krishna erwecken und so verankert sein können, dass wir uns unseres glückseligen Lebens erfreuen.“

In diesem Sinn sollte man das olympische Symbol mit seinen fünf Ringen ruhig mit einem sechsten, wesentlich größeren Ring bereichern. Somit repräsentieren die fünf Ringe die fünf Kontinente und der sechste Ring steht für Gott. Dieser sechste Ring sollte sich genau in der Mitte aller anderen Ringe befinden und diese gleichmäßig überschneiden. Nur wenn wir auf diese Weise Gott in den Mittelpunkt der Menschheit stellen – ohne dabei sektiererisch zu sein – können wir den lang ersehnten Weltfrieden herbeiführen.

Dieser Meinung ist auch Srila Prabhupada, der im Der Nektar der Hingabe schreibt:

„Ein Kind liebt zunächst seine Eltern, dann seine Brüder und Schwestern, und je mehr es heranwächst, beginnt es seine Familie, seine Gemeinde, sein Land, seine Nation oder die ganze Menschheit zu lieben. Aber die Neigung zu lieben ist nicht einmal dann befriedigt, wenn man alle Menschen liebt; diese Neigung kann nur in unvollkommener Weise erfüllt werden, solange wir nicht wissen, wer der höchste Geliebte ist. Unsere Liebe kann nur dann völlig befriedigt werden, wenn sie auf Krishna gerichtet ist.“

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Das Buch Der Nektar der Hingabe kann man übrigens im Shop der „Sankirtan Allianz“ bestellen!

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Category: Bücher, Diverses, Krishna und die Welt, Prabhupada, Shiva & Param, Vedische Klassiker

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