RAMA oder RAMO?

Warum singen manche Kirtan-Sänger "Ramo" und nicht "Rama"? Was ist richtig?

| 10. August 2016 | 1 Kommentar

160809-Prabhupada-chantingZur Aussprache: Im Sanskrit gibt es kurze As und lange As. Man erkennt die langen As an dem Strich, also a und ā. Die Sanskritregel lautet, dass das lange A doppelt so lang ausgesprochen wird wie das kurze A.

Hare Kṛṣṇa Hare Kṛṣṇa
Kṛṣṇa Kṛṣṇa Hare Hare

Hare Rāma Hare Rāma
Rāma Rāma Hare Hare

Im Kali-Yuga entfernen wir uns immer weiter von der ursprünglichen Sanskritsprache. Alle heutigen indischen Sprachen sind entweder Dialekte des Sanskrit (so wie Italienisch vom Latein) oder haben nur noch die Hälfte vom Sanskrit übrig und die andere Hälfte ist arabisch (wie z.B. beim Hindi).

Die Bengalen haben es sich zur Angewohnheit und Regel gemacht, die langen Sanskrit-As als normale As auszusprechen und die kurzen As als Os. Wenn man den Mahamantra gerne Bengalisch aussprechen möchte, sollte man diese Regel auch konsistent befolgen, also

Hore Krishno Hore Krishna Krishno Krishno Hore Hore
Hore Ramo Hore Ramo Ramo Ramo Hore Hore.

Beim Rāma ist das erste A lang, das zweite kurz. Alle anderen As im Mahāmantra sind kurz.

Meiner Meinung nach sollte man dann auch konsequent sein, ansonsten ist es eine EIGENE Abweichung und die Gefahr besteht, dass in zehn Jahren wieder jemand kommt, der gut singen kann, und eine weitere Abweichung einführt. In Hundert Jahren bin ich mir nicht sicher, welchen Mantra wir dann singen 🙂 . In dieser Angelegenheit bin ich also recht konservativ, denn ich finde, man sollte die Sanskritsprache – gerade im Kali-Yuga – lieber konservieren als sie zu verändern.

Im Hindi haben es sich die Leute über die Jahrhunderte zur Angewohnheit gemacht, kurze Sanskrit-As und Us gänzlich zu verschlucken, teilweise ganz willkürlich, je nach Tagesform und von Dorf zu Dorf unterschiedlich. Da kommen mit der Zeit (teilweise recht skurile) Wörter bei heraus wie Kresh’n oder Kishan (Kṛṣṇa) oder Jamna (Yamunā) und Raam (Rāma).

Streng gesehen brachte Śrīla Prabhupāda ebenfalls ein paar wenige Abweichungen mit in den Westen (was ganz normal ist, wenn man 70 Jahre in Indien gelebt hat). Aber diese hielten sich in Grenzen verglichen mit anderen aus Indien stammenden Predigern.

Śrīla Prabhupāda nahm es mit der korrekten Aussprache des Sanskrit recht ernst (er war aber natürlich kein Fanatiker). Als er einmal einen Kirtan von einem seiner Schüler hörte, fragte er, wer denn dieser Ramo sei.

Meiner Meinung nach sollten die Nachfolger Śrīla Prabhupāda – wenn überhaupt – dessen (wenigen) Abweichungen übernehmen. Denn wenn wir zusätzliche eigene Abweichungen etablieren, entwickelt sich schnell eine Eigendynamik und dann haben wir in wenigen Jahrzehnten ein großes Kuddelmuddel. Ich glaube wir tun damit niemanden einen Gefallen.

Man sollte jetzt natürlich auch nicht böse auf diverse Sänger sein. Natürlich höre ich mir auch deren Kirtans hin und wieder an. Aber ich bin ganz klar der Meinung, dass man deren Abweichungen nicht übernehmen, sondern bei der Mahāmantra-Aussprache bleiben sollte, wie sie von Śrīla Prabhupāda gesungen wurde.

– Paramshreya Dasa

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Category: Externe Videos, Kirtan, Musik, Prabhupada, Sanskrit, Shiva & Param

Kommentare (1)

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  1. andre sagt:

    …als erstes: da hat sich doch noch ein kleines a bei Euch in den mahamantra geschlichen… 😉
    dann ist das natürlich ein thema, das schon viel diskutiert wurde. und oft auch mit „Srila Prabhupada hat das nie gemacht und man zeige mir ein Beispiel…“ und dann findet jemand dieses eine beispiel. also es gibt auch kirtans, in denen Srila Prabhupada „Ramo“ singt oder nur „Ram“… kam vor, ist aber die ausnahme.
    was das konservative beim saMskRt betrifft, so ist das recht schwierig, da es, wie beim latein, lange her ist, dass es in seiner reinen form gesprochen wurde. und gerade im westen ist man bestimmte lautbildungen gar nicht gewohnt und spricht sie per se falsch aus. bestes beispiel das ṛ bei Kṛṣṇa. es ist halt kein „ri“, wie ihr es später umschrieben hat, sondern wird in der kehle gebildet und entspricht mehr einem „ru“, wie es im tamil umschrieben wird. damit ist aber jeder kirtan, in dem „Krischna“ gesungen wird, eine abweichung von eigentlichen saMskRt-wort und dem richtigen namen… und viele russische, ukrainische, bulgarische… devotees scheitern schon am ersten laut des mahamantra.
    natürlich sollte man sich alle mühe um die richtige aussprache der heiligen namen geben, aber letztendlich sind wir alle verdammt, daran zu scheitern. Kṛṣṇa wird uns das nicht übel nehmen, da für Ihn die liebe und hingabe entscheidend ist, mit der wir uns bemühen und nicht das ergebnis unserer bemühungen; genauso sollten wir nicht versuchen, heiliger als Kṛṣṇa oder seine namen zu sein und die fehler, die wir meinen bei anderen zu entdecken, als anlass nutzen, unsere eigene bemühungen zu überprüfen.

    Hare Kṛṣṇa

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