Nicht jeder darf HARE KRISHNA chanten

Das Aussprechen des Heiligen Namens ist nicht selbstverständlich

| 3. Juli 2015 | 4 Kommentare

srimati-radharani-hand-panted-bead-bagGestern fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause. Auf halber Strecke hielt mich ein anderer Fahrradfahrer an. „Können Sie mir sagen, wo die Weserbrücke ist?“

Der Mann war Anfang Vierzig, ihm fehlten vorne drei Zähne und er wirkte ein wenig „unterbelichtet“.

Da die Weserbrücke fast auf meinem Weg lag, sagte ich, „Na klar, fahren Sie mir einfach hinterher!“

So fuhr der Mann ungefähr zehn Minuten hinter mir her und erzählte mir währenddessen alles mögliche: Dass er erst seit kurzer Zeit in Nienburg wohnen würde, dass seine Schwester ihm den Weg nicht richtig erklärt hätte, dass sie einfach mit dem Auto weggefahren sei und und und, eine richtige Quasseltasse.

Dann waren wir angekommen. Er bedankte sich immer wieder, was mir etwas peinlich war. Er meinte, es sei so nett von mir gewesen, dass ich extra für ihn einen so großen Umweg gefahren sei und fragte, wie er dies nur wieder gut machen könnte. Ich überlegte kurz und sagte: „Kein Problem, Sie können einfach einmal HARE KRISHNA sagen, als Dankeschön.“

Der Mann schaute mich ganz verdutzt an. „Was soll ich sagen?“

„Hare Krishna“, sagte ich, „das bringt Ihnen Glück!“

„Oh“, sagte der Mann, „das kann ich glaube ich gar nicht aussprechen.“

„Versuchen Sie es doch mal, es ist gar nicht so schwierig!“

„Nein, das schaffe ich nicht. Wissen Sie, ich hatte vor zwei Wochen eine Kieferoperation und ich kann viele Wörter immer noch nicht richtig aussprechen.“

„Sie können es ja mal ausprobieren, vielleicht klappt es ja!“

„Oh nein, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen, dass das nicht klappen wird. Und ich muss jetzt auch langsam mal weiter, meine Schwester wartet schon.“

Ich gab’s auf und wie verabschiedeten uns.

Dieser Vorfall zeigte mir wieder einmal, dass das Chanten von Hare Krishna keine Selbstverständlichkeit ist. Man muss in der Vergangenheit bereits fromme, soziale und selbstlose Tätigkeiten ausgeführt haben, um in den Genuss zu kommen, den heiligen Namen Krishnas zu chanten. Krishna sagt in der Bhagavad-gita (7.28):

„yeṣāṁ tv anta-gataṁ pāpaṁ
janānāṁ puṇya-karmaṇām
te dvandva-moha-nirmuktā
bhajante māṁ dṛḍha-vratāḥ

„Wenn man nach vielen, vielen Leben, in denen man fromme Werke getan hat, von allen Verunreinigungen und illusorischen Dualitäten völlig frei geworden ist, beginnt man, sich im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn zu beschäftigen.“

 

Text:  Paramshreya Dasa

* * * * *

Viele Hare Krishna-Mitglieder lesen nicht nur im Tempel, sondern auch zuhause jeden Morgen ein paar Verse aus dem Srimad-Bhagavatam. So auch an diesem Morgen.

Bildschirmfoto 2015-07-03 um 12.26.06

 

* * * * *

Tags:

Category: Diverses, Kirtan, Krishna und die Welt, Shiva & Param

Kommentare (4)

Trackback URL | Comments RSS Feed

  1. oekoulli sagt:

    Hallo, obwohl fast zufällig hier- nein ich habe speziell nach Krishna gesucht.. obiges Beispiel ist ein schönes- weil es auch den freien Willen respektiert- und der Fahrradfahrer wurde ja schon mehrmals aufgefordert hare krishna auszusprechen… mehr geht nicht.. aber er ist eben doch schon in Kontakt gekommen…

  2. Offenheit sagt:

    Als ich den Artikel Gelsen habe, kam ich mir vor als sei die ISKCON ins Mittelalter zurück gefallen!
    Solche Artikel sind nicht von Herzen, da sie Menschen ausschliessen – nicht verstanden haben, dass Krishna jeden Menschen gleich lieb hat mit seinen gesamten Individualitäten!!
    Zu behaupten …. ein Mensch sei nicht „weit genug“ um Krishna „zu gefallen“ ist vollkommen narzisstisch!
    Wollen wir zurück an den Anfang der ISKCON und weiterhin von vielen Menschen als Sekte angesehen werden?
    Oder begreifen wir endlich, dass wir die Weisheit nicht gepachtet haben und es sicher Menschen gibt, die ohne jemals „Hare Krishna “ gesagt zu haben, innerlich weit glücklicher sind und die Welt vollkommen spiritualisieren und gestalten UND VOR ALLEN DINGEN NIEMAND AUSGRENZEN!
    Die verstanden haben, dass kein Mensch vollkommen wissend ist – und man immer dazu lernen kann!!
    Also liebe ISKCON dieser Artikel gehört dem letzten Jahrhundert an!!
    Seid offen und schreibt ein grossen Schild über Euren Eingang des Herzens: „Jeder ist Willkommen und ich bin nicht wissender, oder reifer als eine andere Seele!“

    Alles Gute, viel Kraft für wirklich von herzenkommende Spiritualität und das Verständnis:
    Ich weiss, dass ich nichts weiss!

    Hare Krsna!! Haribolo!

    • Shiva & Param Shiva & Param sagt:

      Haribol Offenheit,

      ich glaube der Artikel ist irgendwie etwas in den falschen Hals gekommen. Natürlich wird niemand von Krishna ausgeschlossen. Vielmehr schließen wir uns selbst aus. Wir haben JEDEN Moment die Gelegenheit fromm oder unfromm zu handeln, also uns für oder gegen Krishna zu entscheiden.

      Mit frommen, göttlichen Handlungen sind auch Handlungen gemeint, bei denen wir anderen helfen, also soziale, selbstlose Handlungen. Solche Handlungen werden ebenfalls in den Vedischen Schriften erwähnt.

      Wenn sich eine Seele seit unzähligen Leben fortwährend dafür entschieden hat, niemals fromm, sondern immer nur unfromm zu handeln, hat sie nicht dieselben Möglichkeiten, sich in Krishnas hingebungsvollen Dienst zu beschäftigen wie eine Seele, die sich immer um fromme, soziale und selbstlose Handlungen bemüht hat.

      Krishna sagt dies Selbst in der Bhagavad-gita (7.28):

      „yeṣāṁ tv anta-gataṁ pāpaṁ
      janānāṁ puṇya-karmaṇām
      te dvandva-moha-nirmuktā
      bhajante māṁ dṛḍha-vratāḥ

      „Wenn man nach vielen, vielen Leben, in denen man fromme Werke getan hat, von allen Verunreinigungen und illusorischen Dualitäten völlig frei geworden ist, beginnt man, sich im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn zu beschäftigen.“

      Das hat also nichts mit „Weisheit pachten “ oder Arroganz zu tun, sondern wir wiederholen hier einfach nur Krishnas Worte und erklären, warum es manchen Menschen so schwer fällt, sich sofort im hingebungsvollen Dienst zu beschäftigen. An erster Stelle des hingebungsvollen Dienstes (bhakti-yoga) steht das Hören und Lobpreisen Seines heiligen Namens, śravaṇam und kīrtanam.

      Immerhin hat dieser Fahrradfahrer den heiligen Namen mehrere Male gehört (śravaṇam). Das alleine wird schon seine reinigende Wirkung haben und er wird irgendwann wieder mit Krishnas Namen in Berührung kommen. Wann genau, das weiß nur Krishna. Vielleicht schon heute oder morgen.

    • Aaron Bulla sagt:

      Hallo, „Offenheit“,

      ich glaube Deine Reaktion ist zu streng. Diesen Artikel so „fundamentalistisch“ zu bewerten, halte ich für nicht zielführend. Es ist ein gute Geschichte, ein guter Artikel. Klar, liebt Krishna alle Menschen. und er lässt die Sonne jeden Tag über jedem Menschen aufgehen. Und er bietet sich und seine Liebe allen Menschen an. Aber das ist der Punkt… er bietet an, aber er drängt nicht auf. Hare Krishna bewusst, wissend auszusprechen ist wie ein Code, wie ein Danke und wie ein „Ja, ich nehme Deine Liebe und Fürsorge an“. Ohne unsere Zustimmung, ohne unsere Annahme werden die Segnungen die Krishna uns anbietet nicht viel in unserem Leben bewirken. Hare Krishna zu sprechen, zu singen, zu chanten, ist ein Glaubensschritt… das einzige Entgegenkommen, welches Krishna von uns möchte. Ein wenig unseres Glaubens, ein Senfkorn, gegen alle Liebe Krishnas. Wer von uns könnte jemals Krishna vollkommen lieben? Keiner von uns… aber ein kleiner Funken unseres Glaubens, entzündet das Feuer, welches Krishnas Liebe zu uns ist.

      Haribol

      Aaron

Schreibe einen Kommentar!

banner ad