Die 10 größten religiösen Fehlvorstellungen

Atheist stellt Top-Ten-Hitliste von religiösen Fehlkonzepten auf – und Gour-Ni-Times antwortet

| 11. Januar 2017 | 1 Kommentar

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Ein Verfechter des Atheismus schrieb heute in einem öffentlichem Forum:

Was sind die übelsten Erfindungen der Religion? Meine Hitliste (ohne spezielle Reihenfolge):

1) Blutopfer
2) Genitalverstümmelung
3) Gotteslästerung und Häresie
4) Ein auserwähltes Volk
5) Selbsthass und Selbstgeißelung
6) Hölle und Karma
7) Ewiges Leben und Paradies / Himmel
8) Dogma und wortwörtliche Auslegung von Mythen
9) Heilige Kriege
10) Die einzige Wahrheit, an die alle glauben müssen

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Ich konnte mich nicht zurückhalten und schrieb aus dem Stegreif folgende Antwort:

1) Blutopfer

Blut- und Schlachtopfer machen in der Tat keinen Sinn. Die Anhänger der Krishna-Lehre sind Vegetarier und sie sprechen sich entschieden gegen jedes Opfer aus, bei welchem unnötiges Leid für Mensch, Tier und Natur entsteht. Die Opferhandlung der Krishna-Tradition ist vielmehr das gemeinsame Chanten (Lobpreisen) des heiligen Namen Gottes, sankirtana-yajna. Dieses Opfer kostet nichts und tut niemandem weh.

2) Genitalverstümmelung

In einzelnen Fällen, wo es der Gesundheit dient, mag eine männliche Beschneidung ratsam sein.

3) Gotteslästerung und Häresie

Gotteslästerung – und Lästerung an sich – findet häufig nur aufgrund von Neid statt. Häufig beneiden wir jemanden, der reicher, mächtiger, berühmter, schöner, intelligenter und entsagungsvoller ist als wir selbst und lästern dann über diese Person. Doch niemand sollte aufgrund seiner natürlichen Stellung und seiner natürlichen Qualitäten unnötig beneidet und verunglimpft werden, auch nicht Gott. Was soll gut daran sein, über jemanden zu lästern, inklusive Gott?

4) Ein auserwähltes Volk

Diese Idee ist tatsächlich eine falsche Vorstellung. Krishna sagt in der Bhagavad-gita (9.29), dass Er niemanden bevorzugt oder benachteiligt. JEDES Lebewesen, egal welches Geschlecht, welche Nationalität, Religion, Rasse oder Spezies, ist Sein geliebter Geweihter und Sein Freund, wenn es sich Ihm zuwendet. Ein auserwähltes Volk durch Geburtsrecht gibt es nicht. Wir erhalten von Gott keine besonderen spirituellen Privilegien, nur weil wir in einer bestimmten Familie oder in einem bestimmten Land geboren wurden.

5) Selbsthass und Selbstgeißelung

Eine gesunde Demut und Bescheidenheit hat noch niemandem geschadet, sollte sich aber in einem positiven Antrieb ausdrücken. Selbsthass und Selbstgeißelung gibt es in der Krishna-Philosophie nicht. Vielmehr sagt Srila Rupa Goswami in seinem Upadeśāmṛta (Der Nektar der Unterweisung):

utsāhān niścayād dhariyāt
tat-tat-karma-pravartanāt
saṅga-tyāgāt sato vṛtteḥ
ṣaḍbhir bhaktiḥ prasidhyati

“Es gibt sechs Grundsätze, die die Ausführung reinen hingebungsvollen Dienstes fördern: (1) Begeistertsein, (2) Sichbemühen mit Vertrauen, (3) Geduldigsein, (4) Handeln nach regulierenden Prinzipien (wie beispielsweise śravaṇam kīrtanaṁ viṣṇoḥ smaraṇam – über Kṛṣṇa hören und chanten und sich an Ihn erinnern), (5) Aufgeben unnötiger Gemeinschaft Nichtgottgeweihter und (6) Folgen in den Fußspuren vorangegangener ācāryas [Lehrmeister]. Diese sechs Prinzipien gewährleisten unzweifelhaft den vollen Erfolg in reinem hingebungsvollen Dienst.”

6) Hölle und Karma

Höllische Zustände sehen wir jeden Tag bereits auf diesem Erdplaneten, z.B. in einem Schweinemastbetrieb oder in einem zerbombten Stadtteil von Alleppo. Dies macht eine gesonderte Hölle fast schon überflüssig.

Karma bedeutet lediglich „Aktion und Reaktion“. Dieses Gesetz finden wir überall in der Physik, aber auch in der Metaphysik, das heißt, auf einer moralischen Ebene. Wenn wir jemanden heute ohne Grund eine runterhauen, werden wir dafür von einem Gericht bestraft. Das kann man bereits Karma nennen. Wenn unsere Tat jedoch ungestraft bleibt, wird irgendwann in der Zukunft jemand kommen und uns ebenfalls „ohne Grund“ eine runterhauen – in diesem oder in einem späteren Leben. Karma und Reinkarnation machen also völlig Sinn.

7) Ewiges Leben und Paradies / Himmel

Wer möchte denn bitteschön frühzeitig sterben, vorausgesetzt, er ist gesund und glücklich? Wir streben alle nach sat-cid-ānanda, nach einem ewigen Leben voller Wissen und Glückseligkeit. Jemand, der dies verleugnet, leidet bereits unter Selbsthass, denn das Selbst, die spirituelle Seele, Atman genannt, ist von Natur aus ewig, voller Wissen und voller Glückseligkeit.

8) Dogma und wortwörtliche Auslegung von Mythen

Im Atheismus stoßen wir ebenfalls auf viele große Dogmen, z.B., dass man alles, was existiert, ausschließlich empirisch, also nur durch direkte Sinneserfahrungen verstehen kann. Ebenfalls findet man im Atheismus das Dogma, dass es zu 100% keinen Gott gäbe. Eine Wahrscheinlichkeit wird dogmatisch zu 0% ausgeschlossen. Jeder, der hierüber einen Zweifel hervorbringt, wird schnell als Spinner und Ewiggestriger gebrandmarkt und bekommt an vielen Universitäten keinen Lehrstuhl.

Was die „wortwörtliche Auslegung von Mythen“ betrifft, so gibt es Bereiche in unserem Dasein und in unserem Kosmos, die wir mit unseren begrenzten Sinnen nicht erfassen können. In diesem Fall sind wir auf die Informationen der Vedischen Schriften angewiesen. Die Veden werden wie eine Mutter betrachtet, die Auskunft über den höchsten Vater, Gott, geben kann.

9) Heilige Kriege

Gewalt, die Rechtschaffenheit zum Ziel hat, wird in der Krishna-Tradition befürwortet. Glaubenskriege hingegen werden strikt abgelehnt und man findet darüber so gut wie keine Nachweise in allen hinduistisch basierenden Schriften, den Veden.

10) Die einzige Wahrheit, an die alle glauben müssen

Auch der Atheist beansprucht im Kern die „Wahrheit“ zu verkünden, nämlich, dass es keinen Gott gäbe und dass alles Leben nur aus toter Materie entstanden sei.

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Autor: Paramshreya Dasa (Phillip Trier Rabe)

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Das Buch Der Nektar der Unterweisung, erschienen im Bhaktivedanta Book Trust, ist für 7,50 EUR (zzgl. Versand) im Online-Shop der Sankirtan-Allianz erhältlich.

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Category: Diverses, Shiva & Param

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