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"Humane Tötung"
- was ist denn das?!!

von Shivatma dasa & Paramshreya Dasa

Mit ein paar Lebensmitteln unterm Arm verlasse ich den Supermarkt, als mich ein Junge und ein Mädchen freundlich, aber gezielt ansprechen: „Haben Sie fünf Minuten Zeit? Wir sind vom Tierschutz.“

„Ja“, sage ich, „Tierschutz finde ich gut.“
Begeistert schlägt das Mädchen – so um die 18 – eine rote Mappe auf. Sie ist voller Bilder, auf denen grauenhaft verstümmelte und verletzte Tiere zu sehen sind.

„Wir setzen uns dafür ein, dass so etwas nicht mehr geschehen darf! Die Tiere sollen das Grundrecht bekommen, als Lebewesen anerkannt zu werden, und nicht mehr als Sache.“

„Das finde ich echt gut“, sage ich.
“Wir kämpfen dafür, dass Tiere vor Ort human getötet werden“, fügt der Junge enthusiastisch hinzu und zeigt mir ein passendes Foto. „Diese Ferntransporte sind nämlich total unmenschlich. Die armen Tiere brechen sich dabei oft die Beine und es geht bei Schnee und Regen über die Autobahn!“
Ich starre auf die Bilder, während mir verschiedene Wörter noch einmal durch den Kopf jagen:

Humane Tötung?!

Die armen Tiere?!

Vor Ort schlachten?!

Als Lebewesen anerkennen?!
„Dann seid ihr ja bestimmt auch Vegetarier, oder?“ frage ich sie.

„Nun, ähm, tja, wissen Sie,...“ Das Mädchen versucht mit Mühe eine Erklärung zusammenzubasteln. „Nun, wir sind halt für die humane Tötung , das heißt, die Tiere sollen vor Ort geschlachtet werden...“

„Humane Tötung ?!“ fahre ich dazwischen, „was ist denn das überhaupt?!“
Nervös schauen sich die beiden an.

Schließlich antwortet der Junge: „Also, human töten bedeutet, dass die Tiere in ihrer vertrauten Umgebung von ihrem eigenen Halter einfühlsam getötet werden...“
“Bist du denn der Meinung, das Tier wäre damit einverstanden?“ frage ich.

Der Junge hat keine Antwort.

„Wärest du damit einverstanden, wenn du von einer dir bekannten Person in deiner vertrauten Umgebung einfühlsam getötet wirst?“ frage ich weiter.
“Ja, aber ich bin ja auch ein Mensch“, protestiert der Junge.
„Sagtet ihr denn nicht gerade, ihr wollt euch für das Grundrecht einsetzen, dass die Tiere als Lebewesen anerkannt werden?“
„Ja,“ sagt das Mädchen leise.
„Aber was ist denn nun ein Lebewesen? – ein Wesen mit Recht auf Leben, oder mit dem Recht, human getötet zu werden?“

Der naschende Yogi

In Indien ging eine Mutter einmal mit ihrem Jungen zu einem heiligen Yogi: „Sehr geehrter Yogi, mein Sohn nascht immer so viel Süßes. Ich habe ihn schon so oft gesagt, er soll damit aufhören, weil er immer Magenschmerzen bekommt, aber er hört einfach nicht auf mich!“

Der Yogi sprach: „Gut, kommt in einer Woche wieder.“

Nach einer Woche kamen sie wieder. Als der Yogi sie erblickt hatte, sprach er: „He Bengel, komme bitte ganz dicht an mich heran und schau mir in die Augen.“

Mit einem Zögern trat der Junge vor dem Asketen. „Hör auf, so viel zu naschen. Du bekommst sonst Magenschmerzen.“

Gehorsam versprach der Junge, damit aufzuhören.

Bevor sie wieder nach Hause aufbrachen, erkundigte sich die Mutter beim Yogi: „Sehr geehrter Yogi, darf ich fragen: warum haben sie ihm das nicht schon letzte Woche gesagt?“

„Bis vor einer Woche habe ich selber noch viel genascht,“ antwortete der Yogi. „Meine Worte hätten auf ihren Sohn keinen Eindruck gemacht.“

Es ist also absurd, sich für den Tierschutz einzusetzen, aber gleichzeitig die Tiere mit Messer und Gabel zu verspeisen – nachdem wir sie „human getötet“ haben.

Bilder (www.careforcows.org): Die Hare-Krishna-Bewegung setzt sich für Tierschutz, insbesondere Kuhschutz ein (wie hier in Vrindavan, Indien). Dass die Mitglieder der ISKCON Vegetarier sind, versteht sich von selbst...

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