Wir haben einen guten Freund verloren

In Gedenken an Sriman Padmanabha Dasa, alias Peter Binder Knott (1946-2010)

Am vergangenen Freitag, den 05. März 2010 um 23 Uhr Abends hat Padmanabha Dasa (Peter Binder Knott), ein gelehrter Vaishnava, den wir oftmals in der Gemütsstimmung eines Rama-Bhaktas angetroffen haben, diese Welt verlassen. Padmanabha Prabhu hatte für viele Jahre in der ISKCON verschiedene Dienste ausgeführt. Den meisten ist er als beseelter Priester in Erinnerung, der für lange Zeit in der unmittelbaren Verehrung Sri-Sri-Prahlada-Nrisimhadevas beschäftigt war. Er war jedoch ebenso als gelehrter Philosoph, Prediger, Astrologe, Reiki-Meister, Sanskrit-Pandit und Lebensberater bekannt, der die Lehre des Vaishnavatums autorisiert und attraktiv vermitteln konnte.

Der Großteil aus der folgenden Biografie Padmanabha Prabhus geht aus seinen eigenen Notizen hervor, die er uns im Jahre 2000 übermittelt hat:

Padmanabha Dasa Adhikari (Peter Binder Knott) wird am 10. April 1946 in Boston, USA, geboren. Seine Familienangehörigen waren alle Musiker. Auch Padmanabha widmet sich bereits in jungen Jahren der Musik und gibt später sogar einige Konzerte zusammen mit seinem Vater, bei denen der Vater die Violine und Padmanabha das Horn spielt. In den Sechziger Jahren studiert Padmanabha Physik an der Universität von Massachusetts und erhält 1968 einen Bachelor. Von 1968 bis 1971 dient er in der US-Army. Padmanabhas aktive Musik-Karriere dauert bis 1981: Er spielt Kammermusik und im Orchester. An der Universität von New York, Albany, unterrichtet er als Musiklehrer. Während all dieser Jahre beschäftigt sich Padmanabha intensiv mit westlicher und südasiatischer Astrologie. Im Jahre 1974 besucht er einen Vortrag von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, dem ISKCON-Gründer-Acharya. Diese Begegnung gibt Padmanabha den entscheidenden Anstoß, sich zunehmend mit der Lehre des Vaishnavatums auseinanderzusetzen. Nach einem gründlichem Studium Prabhupadas Bücher zieht Padmanabha 1981 in den ISKCON-Ashram Hartford, Connecticut, ein. Von dort aus doziert er an verschiedenen Universitäten über verschiedene Wissensgebiete der Veden und gibt auch vegetarische Kochkurse. Zwei Jahre später wandert er nach Europa in die Schweiz aus, in der er bis 1988 unter anderem das Amt des Zürcher Tempelpräsidenten bekleidet. Danach siedelt er in den Bayerischen Wald über und lebt für fast zehn Jahre direkt in der Farmgemeinschft "Simhachalam", nähe Jandelsbrunn bei Passau. Dort heiratet er seine Frau Madanalasa Devi Dasi, die bereits seit vielen Jahren im Dienste der Altargestalt Nrisimhadevas beschäftigt ist. Padmanabha dient auf Simhachalam als ausgebildeter Priester und Koch und führt Hunderte von Altar-Zeremonien, Feueropfer und Hochzeitstrauungen aus und hält unzählige Vorträge aus dem Srimad-Bhagavatam und aus der Bhagavad-gita. Gleichzeitig wird er Vater von Sohn Hanuman, der 1990 zur Welt kommt, und der – wie Padmanabha sagt – als einziger seine amerikanischen Witze versteht. Ende der Neunziger Jahre macht sich Padmanabha als vedischer Astrologe, Reiki-Meister und spiritueller Lebensberater über Bayerns Grenzen hinaus einen Namen und hilft vielen Menschen durch seine kompetente Beratung, ein ausgewogenes materielles und spirituelles Leben zu führen. (Die Grundlage bei seiner Beratung bleiben die Lehren Srila Prabhupadas. Wir bekamen öftmals Anrufe von Padmanabhas Klienten, die auf seine Empfehlung hin bei uns Prabhupadas Bücher bestellten.) Am 05. März 2010 erliegt Padmanabha Dasa unerwartet den Folgen einer Krankheit und verlässt in Passau diese Welt. Seine Familie und eng befreundete Vaishnavas begleiten ihn in den letzten Tagen unentwegt mit Gebeten, zitieren in seiner Anwesenheit heilige Vaishnava-Schriften und chanten den heiligen Namen Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare / Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare.

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„Er hatte ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht, als er von uns ging.“ – Arjuniya Gopi Devi Dasi

„In den letzten Stunden rezitierten wir die Verse aus der Bhagavad-gita. Er wurde immer ruhiger und schließlich ging er wie ein Yogi.“ – Amaraprabhu Dasan

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Der GOUR-NI-TIMES Freundeskreis bedankt sich ausdrücklich bei allen Vaishnavas, die Padmanabha Prabhu in seinen letzten Tagen und Stunden geholfen haben, diese Welt würdevoll und Krishna-bewusst zu verlassen.

Besonderer Dank an Amaraprabhu, Arjuniya Gopi, Vedanta-krit und der Crew von Simhachalam, die darüber hinaus auch für die vorgeschriebenen Bestattungsriten gesorgt haben.

Unser Mitgefühl gilt der hinterbliebenden Familie.

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Padmanabha Dasa – Ein brahmanischer Kritiker

Auch war Padmanabha Prabhu bekannt – und manchmal auch gefürchtet – für seine unbestechliche Geradlinigkeit. Er galt stets als jemand, der als brahmana seine Meinung offen und direkt aussprach, auch wenn sie nicht immer in den Mainstream der ISKCON-Ansichten hineinpasste. Nach dem Zusammenbruch der „Harikesha-Zone“ im Jahre 1998 machte er sich tiefe Gedanken über die Zukunft der ISKCON und deren Mitglieder. Bereits im Jahr 2000 schrieb er für die neunte Print-Ausgabe von GOUR-NI-TIMES einen Essay über seine Analysen und Visionen, den wir hiermit nun erstmals im Internet veröffentlichen wollen. Da seine Worte gut zu den Themen passen, die wir in unserem Buch „Die Erben von Hare Krishna“ behandeln, haben wir den vollständigen Text auf unserer Tochter-Website www.krishnas-erben.de gestellt.

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ISKCON
Woher? Was? Wohin?

Beobachtungen und Ideen von Padmanabha Dasa
(Frühling 2000)

Natürlich sind wir alle besorgt darüber, was mit unserer Bewegung los ist. Ich möchte hier einige Ideen präsentieren, die natürlich in erster Linie zu Kategorie „subjektives Denken“ gehören, das heißt nicht alles wird hier mit Zitaten aus den Schriften unterstützt. Ich werde nur ein paar Beobachtungen machen und meine Erwartungen für die Zukunft offenbaren.

Die Vergangenheit:

Eine extreme Betonung auf das Gemeinsame prägte die Vergangenheit – eigentlich eine Überbetonung, sogar auf Kosten der Individualität. Das Positive dabei war in erster Linie die Verbreitung des Krishna-Bewusstseins. Die Verteilung der Bücher Srila Prabhupadas stand an erster Stelle und gab somit dem Individuum die besondere Möglichkeit, sich mit einer Mission zu identifizieren – mit etwas, das größer ist als man selbst. Das Negative dabei war die Vernachlässigung der Bedürfnisse des Individuums. Wir haben in unserem Enthusiasmus sogar die Anweisungen der Bhagavad-gita ignoriert. Man würde denken, dass wäre unmöglich – unser Hauptbuch, unser Lieblingsbuch, welches wir jeden Tag lesen und versuchen, auswendig zu lernen – dieses Buch ignorieren? Ja, leider.

Den vollständigen Text kann man auf unserer Krishnas-Erben-Website lesen:

http://www.krishnas-erben.de/2010/03/08/iskcon-woher-was-wohin/


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