Schalom, Frieden, Shanti, Peace!

Krishnas Friedensbotschaft an Israel und Palästina

| 27. Juli 2014 | 2 Kommentare

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Wir sind weder Christen, Juden, Moslems oder Hindus. Diese Bezeichnungen sind alles nur Stempel, die wir uns selbst aufgedrückt haben. Als es 1947 zur Spaltung Indiens kam und sich Hunderttausende von Hindus und Moslems gegenseitig massakrierten, lagen am Ende nur noch Leichenberge auf der Straße. Alle diese Körper mussten schnell aus der heißen Mittagssonne fortgeschafft werden, und so warf man sie in Gruben oder verbrannte sie auf großen Scheiterhaufen. Niemand konnte mehr sagen, welche Leiche ein Hindu und welche Leiche ein Moslem gewesen war, obwohl dies noch einige Stunden vorher von großer Wichtigkeit zu sein schien. Doch nun war es nicht mehr von Interesse. Gemeinsam, ohne Unterscheidung, wurden die leblosen Körper in die Gruben geworfen oder angezündet.

Wir mögen heute ein riesiges Theater daraus machen, dass wir Juden, Christen oder Moslems seien, dass wir bestimmte Rechte und Privilegien hätten und dass „die anderen“ unsere Feinde seien und bekämpft oder sogar ausgelöscht werden müssten. Doch sobald wir nur fünf Millimeter in die Haut eines Menschen eindringen, können wir nicht mehr sagen, wer von uns schwarz oder weiß, ein Christ, Moslem oder Jude ist. Diese Dinge spielen sich tatsächlich nur in unserem Kopf ab und wir reichen diese Hirngespinste weiter – von Generation zu Generation. Einem kleinen Kind trichtert man vom ersten Tag an ein, es sei ein Christ, Jude oder ein Moslem und die anderen wären die bösen Feinde. Und bereits nach kurzer Zeit denkt die verkörperte Seele, ich bin dieses oder jenes und ich muss die „Feinde“ bekämpfen. Diese Einbildung wird in der Bhagavad-gita als ahaṅkāra, als das falsches Ego bezeichnet.

prakṛteḥ kriyamāṇāni
guṇaiḥ karmāṇi sarvaśaḥ
ahaṅkāra-vimūḍhātmā
kartāham iti manyate

„Unter dem Einfluss des falschen Egos (ahaṅkāra) hält sich die Seele irrtümlicherweise für den Ausführenden von Tätigkeiten, die in Wirklichkeit von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur ausgeführt werden.“

(Bhagavad-gita 3.27)

In Wirklichkeit sind wir ewige spirituelle Seelen, winzige Teilchen der Höchsten Seele, Gott – wir mögen Ihn Krishna, Rama, Allah oder Jahwe nennen; Gott hat viele Namen. Wir kommen ursprünglich alle von Gott. Es gibt nichts, was nicht ursprünglich von Gott geschaffen wurde (anādir ādir govindaḥ sarva-kāraṇa-kāraṇam). Deshalb ist jedem Lebewesen schon einmal ein tiefer Grundrespekt entgegenzubringen.

Krishna erklärt in der Bhagavad-gita, dass Er allen Seinen Teilchen gleichgesinnt ist:

samo ’haṁ sarva-bhūteṣu
na me dveṣyo ’sti na priyaḥ
ye bhajanti tu māṁ bhaktyā
mayi te teṣu cāpy aham

„Ich beneide niemanden, noch bevorzuge Ich jemanden. Ich bin allen gleichgesinnt. Doch jeder, der Mir in Liebe und Hingabe dient, ist Mein Freund, ist in Mir, und auch Ich bin sein Freund.“

(Bhagavad-gita 9.29)

Er bevorzugt also niemanden, noch benachteiligt Er jemanden. Stellen wir uns Gott nicht gerne als ein unparteiisches gütiges Wesen vor, welches alle Seelen gleichsam liebt? Zu Recht. Und mit der Bestätigung der Bhagavad-gita. Was würden wir von einem Vater halten, der eines seiner Kinder bevorzugt und ein anderes benachteiligt? Wahrlich, wir würden nicht besonders gut über diesen Mann denken. Parteilichkeit ist keine Tugend. Ein Vater sollte alle seine Kinder gleichsam lieben und fördern.

Genauso ist es mit Land. Der wirkliche Eigentümer von Grund und Boden ist Gott. Auch in den USA gibt es seit Jahren eine große Streitfrage. Man möchte es verhindern, dass sich Mexikaner und andere „Latinos“ in den Vereinigten Staaten niederlassen. Viele US-Amerikaner sind der Meinung, ihnen würde das Land gehören und sie könnten bestimmen, wer kommen und wer nicht kommen darf. Doch diese Haltung ist fast schon zynisch, wenn man bedenkt, mit welchen Argumenten sich die ersten europäischen Siedler in der Neuen Welt niederließen. Sie erklärten damals, dass der Kontinent Gottes Eigentum sei und dass sie deshalb das Recht hätten, das Land zu besiedeln. Doch leider bestand die spätere praktische Anwendung darin, dass man die dort lebenden Ureinwohner, die Indianer, Stück für Stück vertrieb oder gar ausrottete. Dies ist ein gutes Beispiel, wie man ein ursprünglich schönes religiöses Argument für seinen eigenen Vorteil skrupellos missbraucht hat.

140512-prabhupadaSrila Prabhupada, der Gründer-Acharya der ISKCON, machte denselben Punkt in einem Interview deutlich:

„Die erste Sache, die sie [die Amerikaner] verstehen müssen, ist, dass das Land Gott gehört. Wieso behaupten die Amerikaner, dieses Land gehöre ihnen? Als die ersten Siedler nach Amerika kamen, sagten sie: ‚Dieses Land ist Gottes Land; deshalb haben wir ein Recht hier zu leben.‘ Warum erlauben sie nun aber nicht auch anderen, sich dort niederzulassen? Was ist ihre Argumentation?“

(Interview, März 1976, Mayapur, Indien)

In einem anderen Gespräch bringt Srila Prabhupada es noch weiter auf den Punkt:

„Er [Krishna] sagt, ‚Ich bin der Eigentümer von allem.‘ Zum Beispiel Amerika, bevor die Europäer nach Amerika einwanderten, war das Land bereits vorhanden. Es gehörte bereits jemandem. Doch nun behaupten die Europäer, es wäre ihr Eigentum. Aber vielleicht kommt in 500 Jahren wieder jemand vorbei und erhebt einen Besitzanspruch, ‚Dies ist mein Land, mein Eigentum.‘ Aber wer ist wirklich der Eigentümer? In Wahrheit ist Gott der Eigentümer.“

(Srila Prabhupada im Gespräch am 14.10.1972 in New Delhi, Indien)

Ebenso ist es mit Ländern wie Israel und Palästina. Im Krishna-Bewusstsein verstehen wir, dass dieses Land (wie alle anderen Länder auch) Gottes Eigentum ist. In Wirklichkeit leben wir in unserem Land nur für kurze Zeit, dann sterben wir und neue Generationen von Menschen rücken hinterher oder wandern aus anderen Ländern ein. Trotzdem denken wir während dieser kurzen Zeit, das Land wäre „mein Eigentum“. Wir sind sogar bereit, für diese Vorstellung in den Krieg zu ziehen und andere Menschen zu beschießen und zu bombardieren. Das nennt man Illusion.

Stellen wir uns vor, wir würden mit unseren Geschwistern in der großen Villa unseres Vaters leben. Der Vater möchte, dass alle seine Kinder glücklich in seinem Haus leben. Die Kinder sollten sich stets daran erinnern, dass das Haus nicht ihnen, sondern ihrem Vater gehört und dass er allen seinen Kindern das Privileg gegeben hat, in seiner Villa glücklich zu leben. Solange sich die Kinder an diese Tatsache erinnern, werden sie harmonisch und respektvoll miteinander umgehen und alles gerecht miteinander teilen. Sobald jedoch eines der Kinder einen falschen Besitzanspruch erhebt, wird es sofort zu Zwietracht unter den Geschwistern kommen. Diesen Zustand finden wir gegenwärtig nicht nur in Israel, sondern auch an vielen anderen Orten dieser Welt.

Wenn Deutschland wirklich am Frieden im Nahen Osten interessiert ist, sollte es doch besser keine U-Boote und Waffen nach Israel schicken, sondern vielmehr dafür sorgen, dass dort die Botschaft des Krishna- oder Gottes-Bewusstseins verkündet wird, also das Verständnis, dass alles letztlich Gott gehört. Nur in diesem Bewusstsein können sich die Menschen von ihrer falschen, unheilbringenden Identifikation lösen – „Ich bin Jude“, „Ich bin Moslem“, „Ich bin Israeli“, „Ich bin Palästinenser“ – und verstehen, dass sie vielmehr alle Teilchen Gottes sind, die alle ohne Ausnahme ein Recht haben, miteinander glücklich zu leben. Mit dieser Geisteshaltung ist Frieden und Eintracht tatsächlich möglich, auch in der Vielfalt unterschiedlicher Kulturen. Doch solange an der falschen körperlichen Lebensauffassung festgehalten wird und man zum Beispiel Israelis siebenmal mehr Grundwasser zur Verfügung stellt als Palästinensern, sind alle vermeintlichen Friedensrezepte zum Scheitern verurteilt.

Selbst religiös angelehnte Bezeichnungen sind oberflächlich, wenn die Kernprinzipien einer Religion nicht befolgt werden. Das Kernprinzip aller großen Weltreligionen ist, dass wir alle Diener Gottes sind. Da Gott als das höchste gute Wesen bekannt ist, sollten alle Seine bekennenden Diener ebenfalls stets gütig sein, also immer Gutes tun. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“, heißt es in der Bibel. Keinem Menschen sollte Leid zugefügt werden oder etwas weggenommen werden, auch nicht, wenn er einer anderen Volksgruppe oder einer anderen Religion angehört.

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Rabbiner Yisroel Dovid Weiss, Aljazeera Interview

Selbst viele orthodoxe Juden sprechen sich weltweit entschieden gegen die Politik aus, die von der gegenwärtigen israelischen Regierung betrieben wird. In einem jüngeren Interview sagt Rabbiner Yisrael Dovid Weiss, einer der führenden Vertreter dieser Bewegung, dass der jüdische Glaube eine spirituelle Lehre sei, die nichts mit einer territorialen Staatenpolitik zu tun habe, in der anderen Menschen Land gestohlen wird. Dieser territoriale Besitzanspruch, der dem sogenannten Zionismus zugrunde läge, hätte die Lebensbedingungen sowohl der Juden als auch der Palästinenser im Heiligen Land nur verschlimmert, so Rabbi Weiss. Bevor ein solcher Besitzanspruch erhoben wurde, hätten die dort lebenden Menschen – Juden, Christen und Moslems – friedlich nebeneinander zusammen gelebt. Der jüdische Glaube, so Weiss, sei eine Lehre der Nächstenliebe und des Mitgefühls. So stehe es in der Thora.*

In großen Städten wie zum Beispiel New York, Montreal und London demonstrieren regelmäßig an die Abertausende von traditionalistisch ausgerichteten Juden gegen den sogenannten Zionismus, einer Ideologie, die besagt, dass Menschen, die zu einer bestimmten Religion und Ethnie gehören, mehr Rechte und Privilegien besäßen als andere Bewohner desselben Landes. Diese Vorstellung kommt dem noch allzu gut bekannten Apartheitsgedanken des früheren Südafrikas erschreckend nahe. Die Rabbis dieser Bewegung sagen, dass die Kritik an diesem Weltbild absolut nichts mit Antisemitismus zu tun habe. Doch leider wird über diese Massenkundgebungen in den Mainstream-Medien kaum berichtet und die Rabbis werden nicht zu den großen Talkshows und Politik-Interviews eingeladen, um sie nach ihrer Meinung zu befragen. Wir, die Gour-Ni-Times Redaktion, waren jedenfalls erstaunt, diese Fotos und alternativen Youtube-Interviews im Internet zu entdecken. In vielen Argumenten stimmen diese orthodoxen Rabbis mit den Aussagen der Bhagavad-gita eins-zu-eins überein. Vielleicht sollte man ihnen zusammen mit den Worten der Gita mehr Gehör schenken, dann bestünde neue Hoffnung, dass im Gelobten Land schon bald wieder Frieden und Eintracht herrscht.

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Sri Krishna spricht zu Arjuna die „Friedensformel“ der Bhagavad-gita. Dieses Buch kann bei uns bestellt werden!

Tatsächlich präsentiert Krishna im fünften Kapitel der Bhagavad-gita die sogenannte „Friedensformel“, so wurde sie von Srila Prabhupada bezeichnet:

bhoktāraṁ yajña-tapasāṁ
sarva-loka-maheśvaram
suhṛdaṁ sarva-bhūtānāṁ
jñātvā māṁ śāntim ṛcchati

„Derjenige, der sich vollkommen über Mich bewusst ist und versteht, dass Ich der höchste Nutznießer aller Opfer und Entsagungen, der höchste Herrscher und Besitzer aller Planeten und Halbgötter sowie der Wohltäter und wohlmeinende Freund aller Lebewesen bin, erlangt shanti, Frieden, von der Drangsal des materiellen, irdischen Daseins.“

(Bhagavad-gita 5.29)

Diese Friedensformel spiegelt sich auch in den Zehn Geboten der Bibel wieder. Wenn man die Friedensformel der Gita verinnerlicht, wird man ebenfalls ganz von selbst die Zehn Gebote der Bibel einhalten. Man wird niemanden töten oder ihm etwas wegnehmen. Auf allen Seiten.

Om Schalom.

* * * * *

Autoren: Paramshreya Dasa (Phillip Trier Rabe), Shivatma Dasa

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Fußnoten:

Die Aussagen von Rabbiner Yisroel Dovid Weiss sind zwei englischsprachigen YouTube-Interviews entnommen:

1.) Rabbi: „Zionists have hijacked the Jewish religion“ –
http://youtu.be/wXjP1xdqbmE

2.) Talk to Al Jazeera – Rabbi Dovid Weiss: Zionism has created ‚rivers of blood‘ – http://youtu.be/oUppu2OHVTY

Wenn man auf „Google-Bilder“ die Suchbegriffe „Jews protest against Israel“ einträgt, bekommt man folgende erstaunlichen Fotos zu Gesicht:
Fotos sehen

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Zum Schluss noch ein kurzer, kunstvoller Zeichentrickfilm, der alles Gesagte noch einmal kraftvoll unterstreicht. Was passiert, wenn wir uns selbst – und nicht Gott – zum Eigentümer unseres Landes erklären?

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Category: Diverses, Interreligiös, Politik, Prabhupada, Shiva & Param

Kommentare (2)

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  1. Christina sagt:

    Spitzenmäßig! Ihr sprecht mir so aus dem Herzen!
    Möge euer Text weltweit Verbreitung und Gehör finden!! Und dieses schöne Krishna-Bild, seufz… tolle Collage!!
    Eine tiefe Verbeugung und Danke für die Arbeit, die ihr leistet!
    Liebe Grüße und Haribol!

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